Bundesmusikfest und 75. Jubiläum: »Edelweiß« feiert mit Pauken und Trompeten

Über 40 Kapellen machen Sulzbach für vier Tage zum »Blasmusikzentrum« Unterfrankens

Main-Echo, 03. Juni 1998

Sulzbach. Vom 5. bis 8. Juni feiert der Musikverein (MV) »Edelweiß« sein 75jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß richtet er das Bezirksmusikfest des Nordbayerischen Musikbundes (NBMB) aus, zu dem sich bislang über 40 Kapellen aus ganz Unterfranken angemeldet haben. Auch Musiker aus Hessen und eine tschechische Spitzenkapelle haben ihre Teilnahme zugesagt.

Der MV »Edelweiß« knüpft an diese Großveranstaltung die Erwartung, daß sie eine Werbung für die Blasmusik wird – speziell auch für die Jugend. Festpräsident ist der Zweite Bürgermeister des Marktes Sulzbach, Reinhard Moraw. Als »musikalische Wegweiser« gingen dem Fest bereits drei Veranstaltungen voraus: im März der Jazzfrühschoppen und im Mai ein Ehrenabend und das Jubiläumskonzert.

Wendelin Hasenstab heute: Der 93jährige Mitbegründer des Musikverein "Edelweiss" Sulzbach wurde beim Ehrenabend zum 75. Vereinsjubiläum besonders geehrt
Wendelin Hasenstab heute: Der 93jährige Mitbegründer des Musikverein „Edelweiss“ Sulzbach wurde beim Ehrenabend zum 75. Vereinsjubiläum besonders geehrt

Eine im Rathaus aufgefundene Rechnung von 1889 gibt einen ersten Anhaltspunkt über die Existenz einer Blasmusik in Sulzbach. Der Umzug von Josef Hirsch von Dornau nach Sulzbach im Jahr 1904 brachte musikalisch Leben in die Gemeinde. Vor der Gründung des Musikvereins im Jahre 1922 gab es bereits die »Kapelle Ziemlich«, die nach Angaben des 1981 im Alter von 93 Jahren verstorbenen Josef Ziemlich in und um Sulzbach musikalisch in Erscheinung trat. Handgeschriebene Noten aus jener Zeit übergab Josef Ziemlich kurz vor seinem Tode dem damaligen Dirigenten Dietmar Rehse. Weitere schriftliche Belege oder Bilder sind kaum vorhanden.

Zwei Kapellen vereint
Der Musikverein »Edelweiß« gründete sich 1922 unter dem Vorsitz von Valentin Fath aus zwei damals bestehenden Kapellen. Unter dem ersten Dirigenten Paul Usinger aus Erlenbach probten die Aktiven zunächst privat bei Josef Hirsch, später in den Gasthäusern »Rose«, »Krone« und »Sonne«. Schon bald nach der Gründung entstand unter der Leitung des neuen Dirigenten Wilfried Bergmann ein beachtlicher Klangkörper.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich wieder reges Vereinsleben. Bereits am Fronleichnamstag 1945 erklang unter Leitung von Linus Fries wieder Prozessionsmusik. Fries war es auch, der am 2. Weihnachtsfeiertag 1945 alle in Sulzbach lebenden Musikanten, auch Heimatvertriebene, zu einer ersten Generalversammlung in seiner Wohnstube zusammenrief, wo der Verein  den bereits bestehenden Namen »Edelweiß« festschrieb. Auf Verlangen der amerikanischen Besatzungsmacht stellte man eine Tanzkapelle zusammen und spielte unter Leitung von Linus Fries des öfteren im Gasthaus »Engel« auf.

Auf die Jugend gesetzt
Durch konsequentes Proben unter Linus Fries (bis 1949) und Julius Singer (bis 1962) konnte die musikalische Leistung beachtlich gesteigert werden. Als in den Jahren 1962/63 mehrere aktive Musiker starben und es nur wenige Nachwuchsspieler gab, schien der Bestand der Kapelle gefährdet. Zur Existenzsicherung entschloß sich der damalige Vorstand unter Vorsitz von Karl Schmitt, eine Jugendkapelle zu gründen. Durch eine in der Vereinsgeschichte beispiellose »Geldbeschaffungsaktion« gelang die Finanzierung der benötigten Ausrüstung, und ab September 1963 probte die neue Jugendkapelle wöchentlich. Die sogenannte »aktive Kapelle« bestand bis 1967 zwar noch auf dem Papier, aber in der Praxis bewährte sich die Jugend (bis heute) bei allen kirchlichen, weltlichen und vereinsinternen Veranstaltungen.

1967 legte Alfons Durschang gesundheitsbedingt den Dirigentenstab nieder und Dietmar Rehse, der bereits seit 1963 in der Trompeterausbildung tätig war, übernahm die Leitung. In den Folgejahren bis heute wurde konsequent Jugendausbildung betrieben. Als noch niemand von »musikalischer Früherziehung« sprach, gab es in Sulzbach bereits eine Blockflötengruppe, in der »musikalische Grundausbildung« vermittelt wurde. Von 1978 bis 1984 wurde eine zweite Jugendkapelle unter Beteiligung von Nachwuchsmusikern aus den umliegenden Gemeinden aufgestellt, die bereits 1987 von der nächsten Formation abgelöst wurde. Zur Zeit sind 24 Kinder aus Sulzbach in Einzel- und, zusammen mit Kindern aus Dornau und Ebersbach, in Gruppenausbildung. Auch der »Kontakt nach außen« wurde gesucht und gepflegt. So bestehen unter anderem seit 20 Jahren partnerschaftliche Beziehungen nach Frankreich, zur »Zarpaï Banda« aus dem baskischen Hendaye.

Dietmar Rehse drängte auf die alljährliche Teilnahme am Wertungsspiel. Je eine Rundfunk- und Schallplattenaufnahme erhöhten die Motivation der Musiker. National und auch international erzielte man von 1965 bis heute hervorragende Plazierungen. Mit ebenfalls ausgezeichneten Bewertungen beteiligten sich Mitglieder der Kapelle an den Wettbewerben zum »Jugendkulturpreis des Landkreises Miltenberg« sowie »Jugend musiziert«. In den Jahren 1993 bis 1996 übernahm Winfried Rehse Schritt für Schritt das Amt des Dirigenten von seinem Vater Dietmar. Erst kürzlich überzeugte sich der Bundesdirigent Ernst Oestreicher während des Jubiläumskonzerts vom hohen Leistungsstand der Sulzbacher Musiker.

Infos über Internet
Der MV »Edelweiß« Sulzbach besitzt seit geraumer Zeit eine eigene Internetseite unter »http://www.hotspot.de/mvs«, über die alle aktuellen Vereinsinformationen, auch rund ums Jubiläumsfest, abgerufen werden können.

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Dirigent und Orchester stellten eine präzise Kommunikation überzeugend unter Beweis

Jubiläumskonzert des Musikvereins »Edelweiß« in Sulzbach bereits im Vorfeld ausverkauft

Main-Echo, 26. Mai 1998

Sulzbach. Alle Eintrittskarten waren bereits im Vorverkauf an die Liebhaber von Blasmusik vergeben, und vollbesetzt präsentierte sich die Aula der Volksschule Sulzbach, als der Musikverein »Edelweiß« mit seinem Jubiläumskonzert einen weiteren musikalischen Markstein setzte in Richtung 75. Gründungsfest. Im Verlaufe des fast dreistündigen Konzerts deckten die Sulzbacher Musiker beinahe alle Musiksparten der letzten beiden Jahrhunderte ab.

Der Musikverein »Edelweiß« will sich mit beidem befassen, dem Modernen und dem Altbewährten. Auf dem Programm standen deshalb neben originaler Blasmusik auch Bearbeitungen und Arrangements zeitgenössischer wie klassischer Werke. Anläßlich des 75. Vereinsjubiläums musizierten die Sulzbacher Musikanten mit vielen ehemaligen und noch aktiven Musikern des Vereins. Als Gastdirigent war Ernst Oestreicher, Bundesdirigent des Nordbayerischen Musikbundes und Leiter der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen, gewonnen worden. Reinhold Hohm moderierte die Veranstaltung in gewohnt lockerer, sach- und fachkundiger Manier.

Beifallsvorschuß gerechtfertigt
Unter langanhaltendem, starken Beifall nahmen Musiker und Dirigent ihre Plätze auf der Bühne ein. Im Verlaufe des Konzertes sollte sich dieser Beifallsvorschuß als durchaus gerechtfertigt erweisen. Mit der »Festlichen Musik« von Edmund Löffler, der im April dieses Jahres im Alter von fast 98 Jahren verstorben ist, wurde der Abend eröffnet. Löffler, der gleichermaßen in Dettingen am Main wie in New York zu Hause war, sagte von sich: »Ich bin mit der Musik verheiratet!« Und es war förmlich zu spüren, daß er in seiner Musik voll aufging. Die »Second Suite in F« über vier Sätze von Gustav Holst schloß sich an. Der »Marsch« war ausgewogen bei einer homogenen Themenführung in Tenorhorn und Saxophon. Ein einfühlsamer, fast melancholischer Vortrag war das »Lied ohne Worte« im Gegensatz zum »Lied des Schmiedes«, das sich schwungvoll und präzise rhythmisch darstellte. Ganz anders wiederum die »Phantasie von Dargason« mit ihren schottisch-volksliedhaften Klängen im tänzerischen Charakter, von der Piccolo-Flöte bis zur Tuba sehr nuanciert gezeichnet. Insgesamt stellte das Stück hohe Ansprüche an das Orchester.

Auf Dreivierteltakt-Woge
Mit dem Stück »Firmament« wurde Rolf Rudin, ein noch sehr junger Komponist, zu Gehör gebracht. Spannungsreich und sehr differenziert, von gewaltig-kraftvoll bis verspielt, vermittelte es für manche Zuhörer ein ungewohntes Klangbild. Auf einer großen, eindrucksvollen »Dreivierteltakt-Woge« wurde man mitgenommen von Wien über Budapest bis zur Mündung ins Schwarze Meer beim Walzer »An der schönen blauen Donau«, von Johann Strauß (Sohn), dem unbestrittenen »Walzerkönig«. Vor der Pause wurde der »Slawische Tanz Nr. 8« von Antonin Dvorak aufgeführt mit einer überzeugenden Dirigentenleistung, die den Schluß zuläßt: Slawische Musik scheint Ernst Oestreicher besonders zu liegen.

Die »Sulzbacher Jubiläumsfanfare« eröffnete den zweiten Teil des Konzerts. Sie wurde eigens fürs 75. Gründungsfest von Andreas Reuß, einem Kirchenmusiker aus Sulzbach, komponiert ­ eine großartige und eindrucksvolle Leistung. Als Gruß aus dem Baskenland, von der befreundeten Kapelle »Zarpai Banda« in Hendaye, wurde die »Rhapsodie Basque Nr. 1« aufgeführt. Unverwechselbar fanden sich in diesem Stück viele Passagen baskischer Volksmusik wieder, wobei die ständigen Tempiwechsel und asymmetrischen Taktarten nur durch eine gute, präzise Kommunikation zwischen Dirigent und Orchester zu bewältigen waren.

Eine Zusammenstellung von Melodien des Musicals »Das Phantom der Oper« von Andrew Lloyd Webber setzte einen Glanzpunkt in der Programmfolge. Es steht vielfach noch die Behauptung im Raum, »Rhythmik und Blasmusik passen nicht zusammen«. Orchester und Dirigent lieferten mit »Enjoy The Music« von Thomas Doss einen eindrucksvollen und nachhaltigen Gegenbeweis. In der Rocknummer »Music Was My First Love« von John Miles wechselten sich getragene mit lebhaften Passagen ab. Den Abschluß des offiziellen Teiles markierte der schmissige »Radetzky-Marsch« von Johann Strauß (Vater), der von Musikern und Dirigent gleichermaßen nochmals Höchstleistungen abverlangte.

Kräftiger Applaus
Als Zugabe nach langanhaltendem Beifall gab es Auszüge aus der Filmmusik von »Lawrence Of Arabia«. Den Schlußpunkt der Veranstaltung setzten Ehrendirigent Dietmar Rehse und das Orchester mit dem »Bayern-Marsch«. Das Publikum bedachte die Darbietungen jeweils mit langem, kräftigem Applaus als Anerkennung für diese hervorragende musikalische Gesamtleistung. Ein Konzert, das einmal mehr zeigte, daß langfristig angelegte, musikalisch gezielte Aufbauarbeit mit jungen Menschen zum Erfolg führt. Die Saat des Ehrendirigenten Dietmar Rehse, über nahezu drei Jahrzehnte Dirigent und Betreiber konsequenter Jugendarbeit mit Qualitätssicherung, ging auf und trägt nun reichlich Früchte.

Nachzutragen bliebe noch, daß sich die Vorbereitung auf dieses Konzert über ein Jahr erstreckte und in den bewährten Händen von Winfried Rehse lag. Das Orchester umfaßte 48 Mitwirkende in einer Altersspanne von zwölf bis 72 Jahren.

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Musik ist das Herzstück heimatlicher Kultur – In 75 Jahren deutliche Spuren hinterlassen

Ehrenabend des Musikvereins Edelweiß – Langjährige und verdiente Mitglieder gewürdigt

Main-Echo, 19. Mai 1998

Sulzbach. Von 5. bis 7. Juni feiert der Musikverein Edelweiß Sulzbach das 75. Gründungsfest. Darin eingebettet ist das Bundesbezirksmusikfest des Nordbayerischen Musikbundes. Bereits im März hatte der Verein durch einen Jazz-Frühschoppen auf sein Jubiläumsfest aufmerksam gemacht. Der Ehrenabend am Samstag in der Aula der Sulzbacher Volksschule markierte den Endspurt der Vorbereitungsphase für das große Musikerfest.

Der Ehrenabend für geladene Gäste wurde eröffnet durch die Jugendkapelle des Musikvereins Edelweiß, die die Feierstunde unter Leitung von Dietmar Rehse musikalisch umrahmte. Reinhold Hohm führte in bewährt lockerer Art durch das Programm, dessen Kernpunkt Ehrungen langjähriger, verdienter Mitglieder war.

Wendelin Hasenstab (rechts), das einzige noch lebende Gründungsmitglied des Musikverein Edelweiß, wurde vom Vorsitzendem Lothar Waßmer (links) mit der goldenen Ehrennadel und einer Urkunde des Vereins ausgezeichnet.
Wendelin Hasenstab (rechts), das einzige noch lebende Gründungsmitglied des Musikverein Edelweiß, wurde vom Vorsitzendem Lothar Waßmer (links) mit der goldenen Ehrennadel und einer Urkunde des Vereins ausgezeichnet.

Zunächst wurde der 93jährige Wendelin Hasenstab als einziges noch lebendes Gründungsmitglied mit der goldenen Ehrennadel und Urkunde des Vereins durch den Vorsitzenden, Lothar Waßmer, für 75 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Als Präsent überreichte Bürgermeister Hermann Spinnler den Wappenkrug des Marktes Sulzbach.

In seinem Grußwort stellte Bürgermeister Spinnler fest: »Die Musik gehört zu uns, sie verbindet nicht nur Menschen und Völker, sie ist ein Stück von uns, mit ihr können wir unsere Freude und unser Leid ausdrücken. Musik ist das Herzstück heimatlicher Kultur.« Zur Untermauerung seiner Feststellung zitierte er den großen amerikanischen Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein: »Die Musik ist Bewußtsein, ausgedrückt in Tönen, ein klingender Stempel unseres Landes und unserer Heimat!« Spinnler dankte dem Musikverein Edelweiß für seine Leistungen in den vergangenen 75 Jahren und bemerkte, daß der Verein »Spuren« hinterlassen habe, die sich nicht verwischen ließen.

Landrat Roland Schwing führte an: »Die Musik war in allen Epochen der Geschichte stets eine gute Botschafterin«, und er rückte die Sulzbacher Blasmusiker lobend in diese Nähe. Er bemerkte, daß der Musikverein Edelweiß das Generationsproblem gut gelöst habe, weil man ausreichend mit jungen Musikern bestückt sei. Er führte dies auf den Weitblick des langjährigen Dirigenten Dietmar Rehse zurück mit seiner Zukunftsplanung in der Jugendausbildung und -förderung. Schwing machte solide Vereinsarbeit an den sogenannten »Korsettstangen« fest, jenen Mitgliedern, die einen Verein am Leben erhalten. Er sah im bevorstehenden Jubiläumsfest »einen guten Anlaß zum kräftigen Feiern«.

Der Bezirksvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes, Edgar Rudloff, setzte sich kritisch mit kontroversen politischen Diskussionen über die Ausübung von Ehrenämtern durch Arbeitslose auseinander. Er führte an, daß im Nordbayerischen Musikbund etwa 870 Kapellen und Spielmannszüge mit rund 37.000 Aktiven organisiert sind, davon 365 Vereine mit cirka 15.000 Aktiven in Unterfranken. Ohne ehrenamtliche Tätigkeit wäre dies alles nicht möglich, deshalb fehle ihm auch das Verständnis für diese »Idee«, daß Arbeitslose kein Ehrenamt mehr ausüben sollten.

Auf die Leistungsfähigkeit der Musiker aus Nordbayern hob Walter Zöller, Kreisvorsitzender des Nordbayerischen Musikbundes, ab, als er mit Stephanie Grein und Markus Rehse zwei Aktive des Musikvereins Edelweiß als ständige Mitwirkende des Jugensauswahlorchesters des Nordbayerischen Musikbundes herausstellte. Nahezu alle Redner hatten einen ihre Grußworte unterstützenden »Briefumschlag« dabei. Auch Pfarrer Norbert Geiger sprach Worte des Lobes und der Anerkennung.

Die Goldene Ehrennadel für 40jährige Mitgliedschaft verlieh Vorsitzender Waßmer (links) an Dietmar Rehse, Franz Hock, Winfried Zahn, Reinhold Elsässer, Oskar Aulbach, Herbert Grein und Edgar Bohlender (von links). Dietmar Rehse wurde nach fast 30jähriger Stabführung zum Ehrendirigenten ernannt.
Die Goldene Ehrennadel für 40jährige Mitgliedschaft verlieh Vorsitzender Waßmer (links) an Dietmar Rehse, Franz Hock, Winfried Zahn, Reinhold Elsässer, Oskar Aulbach, Herbert Grein und Edgar Bohlender (von links). Dietmar Rehse wurde nach fast 30jähriger Stabführung zum Ehrendirigenten ernannt.

Mit der Ehrung langjähriger und verdienter Mitglieder durch den Bezirksvorsitzenden Edgar Rudloff folgte der Höhepunkt des Abends: Mit der goldenen Ehrennadel und Urkunde der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände (BDBV) für 40jährige aktive Musiktätigkeit wurden ausgezeichnet: Dietmar Rehse, Winfried Zahn und Herbert Grein. Die silberne Ehrennadel und Urkunde für 20jährige aktive Musiktätigkeit nahmen in Empfang: Lothar Waßmer, Andrea Höfler, Yvonne Reis, Wolfgang Knecht, Werner Dölger, Gunter Buhleier, Andreas Reis und Bernward Baron. Die bronzene Ehrennadel mit Urkunde für zehnjährige aktive Musiktätigkeit erhielten: Martin Matyssek, Daniel Hohm, Sven Waßmer, Heike Reis, Markus Hohm, Simone Hein und Markus Rehse.

Für zehnjährige Dirigententätigkeit wurde Winfried Rehse mit der bronzenen Dirigentennadel und Urkunde ausgezeichnet. Für 40 Jahre »fördernde Mitgliedschaft« gab es von Vorsitzendem Lothar Waßmer die goldene Ehrennadel des Musikvereins Edelweiß für Oskar Aulbach, Edgar Bohlender, Reinhold Elsässer und Franz Hock. Als Abschluß des Ehrungsreigens ernannte er Dietmar Rehse zum Ehrendirigenten. Rehse hatte fast 30 Jahre den Taktstock geführt.

Bei kaltem Büffett und gemütlichem Beisammensein fand die Feierstunde ihren Ausklang in »gutem Ton«.

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Porträt unserer Bundeskapellen (193)

Jugendarbeit ist in Sulzbach wichtig

Bayerische Blasmusik, Februar 1998

75 Jahre ist er jung, der Musikverein Edelweiß Sulzbach. In diesem Jahr feiert er das Jubiläum zusammen mit dem Bezirksmusikfest vom 5. bis 8. Juni. Der Verein blickt dabei auf eine bewegte Geschichte, eine schon früh forcierte Jugendarbeit und einige nationale und internationale Erfolge zurück.

Bis auf das Jahr 1889 kann das Bestehen einer Blaskapelle in Sulzbach zurückverfolgt werden. Weitere Belege bis zur Gründung des Musikvereins Edelweiß im Jahre 1922 sind aber nicht vorhanden. Der Verein entstand vor 75 Jahren aus zwei damals rivalisierenden Kapellen. Zwölf junge Männer, darunter Wendelin Hasenstab, gründeten ihn unter Vorsitz von Valentin Fath. Erster Dirigent war Paul Usinger, geprobt wurde zunächst bei Josef Hirsch, später in den Gasthäusern »Rose« und »Krone« und seit 1978 in der »Sonne«. Bald nach der Gründung stießen die Gebrüder Fries zum Musikverein. Mit ihnen und unter Leitung von Dirigent Wilfried Bergmann entwickelte sich bald ein beachtlicher Klangkörper.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erklang erstmals an Fronleichnam 1945 wieder Blasmusik in der Kirche. Gründungsmitglied Michael Aulbach hatte alle verfügbaren Musiker zusammengetrommelt, um die Prozession musikalisch zu gestalten. Diese Tradition wird bis heute beibehalten.

Am 2. Weihnachtsfeiertag 1945 fand eine Generalversammlung statt, bei der beschlossen wurde, den Verein unter dem bestehenden Namen »Edelweiß« weiterzuführen. Erster musikalischer Leiter nach dem Krieg war Linus Fries, der erste Vorsitzende, 1947 gewählt, hieß Peter Herberich. Einen weiteren musikalischen Höhepunkt erlebte die Kapelle in den Jahren 1950 bis 1960 unter Dirigent Julius Singer.

1962/63 starben kurz hintereinander vier aktive Mitglieder und Ehrendirigent Singer. Für die Kapelle bedeutete das beinahe das »Aus«. Der Vorstand unter Karl Schmitt beschloß deshalb im Herbst 1962, eine Jugendkapelle zu gründen. Mit einer beispiellosen Aktion beschaffte der 97 Mitglieder starke Verein die dafür nötigen Mittel. Die erste Probe der Jugendkapelle unter Karl Schmitt fand am 14. September 1963 statt.

Nach einer schweren Krise übernahm im November desselben Jahres Alfons Durschang die Leitung der Jugendkapelle, die kurz darauf erstmals in der Öffentlichkeit spielte. Bei den alljährlichen Konzerten löste die Jugendkapelle allmählich die aktive Kapelle ab. Schließlich verschmolzen beide Klangkörper zu einer Einheit. Ende 1967 übernahm Dietmar Rehse die musikalische Gesamtleitung, nachdem Durschang den Dirigentenstab aus Gesundheitsgründen abgegeben hatte.

Schon Mitte der sechziger Jahre gab es in Sulzbach eine Blockflötengruppe, in der musikalische Grundausbildung betrieben wurde. Von 1978 bis 1984 führte man eine zweite Jugendkapelle unter Beteiligung von Nachwuchsmusikern aus den umliegenden Gemeinden.

Ab 1969 veranstaltete der Verein mehrere Zeltlager, Jugendherbergsaufenthalte und Ausflüge. Außerdem nahm er Kontakt zu anderen Musikkapellen, darunter in Altenmittlau, Urberach, Sasbachwalden (Schwarzwald), Kornburg (bei Nürnberg) und im baskischen Hendaye auf. Alljährlich nimmt das Orchester an Wertungsspielen teil und erzielt dort wie auf internationalen Musikfesten beachtliche Erfolge.

1992 feierte Rehse »25 Jahre Dirigent des Musikvereins Edelweiß«. In den folgenden Jahren stand ihm immer öfter sein Sohn Winfried zur Seite, der seit 1996 die Kapelle offiziell dirigiert. Derzeit hat der Musikverein mit Vorsitzendem Lothar Waßmer 273 Mitglieder, darunter 41 aktive Musiker. 17 Musiker sind noch jünger als 25, dazu kommen 20 Buben und Mädchen, die derzeit in Ausbildung sind. Gelehrt werden sie dabei in allen Registern außer dem Schlagwerk von geprüften Ausbildern aus den eigenen Reihen. Mitglieder des Orchesters waren Gründungsmitglieder des Nordbayerischen Jugendbalsorchesters, außerdem beteiligen sich Jugendliche regelmäßig an der unterfränkischen Bläserwoche und gehören zum unterfränkischen Bezirksjugendblasorchester.

Übrigens: Die Musikkapelle Edelweiß Sulzbach besitzt auch eine eigene Internet-Seite unter http://www.hotspot.de/mvs/infos.htm. (Anm. des Web-Masters: Nicht ganz richtig. Die korrekte Adresse lautet natürlich http://www.hotspot.de/mvs/).

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Musikverein »Edelweiß« eröffnet Jubiläumsjahr

Main-Echo, 12. Januar 1998

Sulzbach. Mit der musikalischen Umrahmung des Gottesdienstes am gestrigen Sonntag hat der Sulzbacher Musikverein »Edelweiß« das Jubiläumsjahr anläßlich seines 75jährigen Bestehens offiziell eröffnet. Damit beginnt der Endspurt für die Vorbereitungen zum »Bundesbezirksmusikfest Unterfranken des Nordbayerischen Musikbundes«, für das die Sulzbacher vom 5. bis 8. Juni Gastgeber und Ausrichter sein werden.

Zunächst lädt der Musikverein am 15. März 1998 zu einem »Jazz-Frühschoppen« mit der Gruppe »Jazz 4 FUN« ins Sportzentrum Mainblick am Spottenberg ein, um interessiertem Publikum auch einmal andere Facetten der Blasmusik vorführen zu können. Bei »Jazz 4 Fun« handelt es sich um vier Musiker aus dem Raum Aschaffenburg-Würzburg. Der Name der Band ist Programm – das Repertoire bietet einen abwechslungsreichen Querschnitt durch die verschiedenen Spielarten des Jazz. Vom traditionellen New-Orleans-Stil über Swingklassiker bis hin zu Mainstream-Kompositionen von Miles Davis, Duke Ellington, John Coltrane oder bekannten Latinjazz-Standards von Antonio Carlos Jobim wird alles zu hören sein.

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