Chorische Feinkost

»Konzert im Advent« in Sulzbacher Margaretenkirche

Main-Echo, 30. November 1999

Sulzbach. In den vergangenen Jahren zeichnete sich das »Konzert im Advent« durch die große musikalische Vielfalt aus, am Sonntagabend bündelte sich die Anzahl der Musikgruppen an der traditionellen Veranstaltung in der Sulzbacher Margaretenkirche auf drei Vereine: Musikverein Edelweiß, Schoppensänger und Paul-Singers.

In der voll besetzten Kirche wünschte Pfarrer Norbert Geiger sich einen so großen Zulauf auch für die am heutigen Dienstag fortgesetzten 1. Sulzbacher Konzertwoche mit teilweise internationaler Besetzung. Mit der »Adventshymne« von Pelestrina stieg der Musikverein sehr geschlossen und tragend in das Programm ein. Im Wechsel von Empore zum Chorraum mit einer 15-köpfigen Blechbläsergruppe setzte er die Intonation bei dem Titel »Tanzon Septimi toni« von Gabriele sehr sicher fort. Der saubere Bläsersound klang feierlich in dem glatt durchkomponierten Stück.

Die Paul-Singers haben sich spürbar weiterentwickelt. Sensibel und einfühlsam bei »My Lord, What A Morning«, majestätisch und rhythmisch bei »There´s Something About That Name« sangen sie sich sofort mit ihren Gospels in die Herzen der Zuhörer. Chorleiter Paul Merz brachte es fertig, bei Klavierbegleitung und dem verhaltenen Schlagwerk erst den swingenden Rhythmus herauszunehmen, ihm danach aber wieder Dynamik zu geben, wenn es die chorische Ausdeutung verlangte. Das gelang besonders bei »Soon And Very Soon«. Der Chor bewegt sich auf hohem Niveau, verfügt über auffallend schöne und dynamische Frauenstimmen, während die Männerstimmen noch schwächer besetzt sind.

Den Hauptteil des Konzerts bestritt der Musikverein, der seine Programmstile auf allen Positionen sauber absolvierte. Das gilt für Mendelssohns »Oratorium Elias« mit seiner erzählenden Dramatik ebenso wie für Händels »Bouree und Marsch«, wo die Holzbläser in altspanischer Marschweise loslegten. Die »Intrade« von Pezel war locker wie flüssig und versetzte den Kirchenräum in eine festliche Stimmung.

Ein Magnet in Konzerten sind immer wieder die Schoppensänger. Vier Titel gaben sie zu Gehör und bewiesen immer wieder ihre hohe Gesangskultur unter der Leitung Werner Durschang. Das sehr rhythmische Trommellied war chorische Feinkost: Zunächst steigerten sie die Dynamik, dann glitten sie in ein zartes Piano, und schließlich klangen ihre Stimmen gefühlvoll-betont aus.

Mehr Kinder müssten dabei sein, wenn der nur 16-köpfige Chor das Adventslied »Morgen, Kinder, wird´s was geben« anstimmt. Die Bearbeitung stammt vom Chorleiter selbst ­ adventlich ist dabei eigentlich nur noch der Text. Die Musik ist ein staccatisch-rhythmisches Feuerwerk, das zungenbrecherische und feine Artikulation von den Sängern verlangt. Mit »Tochter Zion …« von Händel, und »Herr, du hast mein Fleh´n vernommen« von Franz Schubert, zeigt der Chor aber auch seine sakrale Seite mit einer Geschmeidigkeit, die die Zuhörer immer wieder entzückt.

Im zweiten Gospel-Block lagen die Paul-Singers voll und ganz im Trend des Zuhörergeschmacks. »Go, Tell It On The Mountain«, swingend vorgetragen, kam ebenso gut an wie der Wechselgesang in »Jesus Born On This Day« mit Soloeinlagen. Die Meisterleistung der Paul-Singers an diesem Abend aber war »Steal Away«, ein mit viel Gefühl gesungener Titel mit wunderbarem Souleffekt.

Das Restprogramm bestritt der Musikverein. »O Heiland, reiß‘ die Himmel auf« klang jubilierend von der Empore herab. Seine ganzes Vermögen bewies der Verein in den beiden Titeln »Music For His Majesty´s« und »Sackbuts And Cornetts«, in dem die Trompeten glasklar bestachen. Eindeutig steigerten sich die Blasmusiker in der »Jupiter-Hymne« von Holst und im »Präludium« von Charpentier, der bekannten Eurovisionshymne. Ein Höhepunkt des Abends war der bekannte Titel »My Way«, der von der Bigband des Musikvereins als Zugabe fernsehreif dargeboten wurde. Die Zuschauer dankten den Akteuren mit langanhaltendem Beifall. Norbert Elbert moderierte den Abend und informierte kurz über den Lebenslauf der einzelnen Komponisten.

L.E.