Vorweihnachtliches Konzert des Sulzbacher Musikvereins in der Margaretakirche
Main-Echo, 13. Dezember 2005
Sulzbach. Mit »Way of Lights« veranstaltete der Musikverein Sulzbach auch in diesem Jahr wieder ein anspruchsvolles vorweihnachtliches Konzert in der Kirche St. Margareta. Das Programm aus älteren und modernen Stücken, sowie zwei Kompositionen aus den eigenen Reihen bot abwechslungsreichen Hörgenuss, der immer wieder durch besinnliche Texte mit dem Advent- und Lichtergedanken verknüpft wurden.
Passend zur Konzerteröffnung präsentierten Bläserensemble und Pauken eine Intrada, welche von Vereinsmitglied Markus Hein komponiert wurde. Das an kirchliche Loblieder und Hymnen erinnernde Werk schaffte die passende Stimmung. Ebenfalls unter der Leitung von Winfried Rehse beeindruckte das Jugendblasorchester mit »Partita Piccola« des Komponisten Henk van Belcum. Das fünfteilige Werk begann mit einer Fanfare, gefolgt von einem ruhigen, sehr harmonisch gespielten Canon. Bei der ausdrucksstarken Sarabande schwebte die Melodienlinie der Holzbläser über dem Stück während tiefe Blechstimmen Dramatik verliehen. Im Chorale entfalteten sich die Einzelstimmen zum klangvollen Ganzen und schlossen das Stück mit der fröhlich-tänzerischen Courante ab.
Melodie voller Sehnsucht
Die bekannte Intrade von Johann Christoph Pezel mit großen Dynamikunterschieden interpretierten die jungen Musiker mit genauen Einsätzen und ohne Hektik und zeigten damit, wie gut sie schon an Auftritte gewöhnt sind. Andreas Hock am Sopransaxophon und Markus Hein an der Orgel präsentierten ein Adagio von Alessandro Marcello. Die sehnsuchtsvolle Melodie, ausdrucksstark und virtuos gespielt und mit harmonischer Orgelbegleitung unterlegt war schlicht ergreifend. Ebenso die Aria von Eugen Bozza, diesmal mit Franziska Richter am Saxophon, wieder mit Orgelbegleitung. Das emotionale Stück umfasste alle Tonlagen, Stimmungen von ruhig bis aufgeregt und dementsprechende Forte- und Pianostellen, alles sehr ausdrucksstark interpretiert.
Hohes Holz und tiefes Blech
Das Symphonische Blasorchester eröffnete seinen Auftritt mit »Maria durch ein Dornwald ging«, das Markus Hein als Orchesterversion umgesetzt hat. Einzelne Instrumentengruppen griffen die Melodie auf; besonders eindrucksvoll erschien die Kombination aus hohem Holz und tiefem Blech sowie die Schlussakkorde, die das traditionelle Ende interessant abwandelten und dramatisierten. Von der neuen Reflektion über ein altbekanntes Stück zeigte sich das Publikum hörbar begeistert.
Auch traditionell der Choral »Wachet auf«, diesmal als Bearbeitung von Johann Sebastian Bach. Kontraste zwischen weichem Holz und strahlendem Blechklang sowie die Neukombination einzelner Melodieausschnitte setzten Akzente. Die saubere Artikulation und das gute Zusammenspiel der Musiker unterstrichen die einzelnen Instrumentengruppen.
Modern und auf den ersten Blick weniger Themenbezogen war »The New Village« des Niederländers Kees Vlak. Das Werk beschreibt den Aufbau eines Dorfes, seine Zerstörung durch Vandalen und den hoffnungsvollen Wiederaufbau durch die Bewohner. Hoffen und hoffnungsvolles Erwarten, Elemente der Adventszeit also spannten den Bogen zum Musikstück. Die imposante Aufbruchstimmung zu Beginn wurde durch minimale Veränderungen in der Melodie zu einem Aspekt der Bedrohung, in der die Zuhörer die Spannung fühlen konnten. Nach der Katastrophe zeigt eine melancholische Melodie den zaghaften Wiederaufbruch auf und vermittelt mit ihrem Dur-Charakter einen Hoffnungsschimmer. Auch den triumphierenden, energiegeladenen Schlussteil stellten die Musiker sehr stimmungsvoll dar und malten so die Geschichte mit ihren Tönen.
Klangvolle Basis für Soli
Abschließender Höhepunkt war das Konzert für zwei Trompeten und Orchester von Antonio Vivaldi. Die Gastsolisten Florian Bieber und Andreas Fath bewiesen Ausdauer, Fingerspitzengefühl und ein Ohr für musikalischen Feinheiten und Zusammenspiel, während die übrigen Musiker eine klangvolle Basis für die Solostimmen schafften. Überraschend authentisch konnten die Holzbläser den Charakter von Streichinstrumenten nachempfinden. Einziges, nicht musikalisches Manko am Ende des Konzerts waren die großen Worte um das Talent von Einzelpersonen, die die wunderbare Gemeinschaftsleistung in den Hintergrund stellten und auch nicht recht zu Stimmung und Charakter eines Adventskonzert passen wollten. (Anm. des Webmasters, um Missverständnissen vorzubeugen: Bei diesen Einzelpersonen handelte es sich um die Kinder, die durch den Abend führten, die Solisten sowie den Dirigenten, denen ein kleines Dankeschön überreicht wurde. Die beiden Orchester haben das schönste Geschenk überhaupt von den Zuhörern selbst erhalten: Stehende Ovationen…)
Anna-Lena Höcker