Nicht nur Blech im munteren Spiel

Unterfränkischer Bläsernachwuchs überzeugt in Hobbacher Schullandheim

Main-Echo, 30. August 2005

Hinweis des Webmasters: An dem Fortbildungsseminar in Hobbach nahmen auch die folgenden sechs Jugendliche aus unserer Bläserjugend teil: Miriam Baumgartl, Carolin Fries, Elena Mühleck, Alexander Sommer, Maximilian Sommer und Michael Sommer.

OBERNBURG. Der unterfränkische Bläsernachwuchs gibt immer wieder zu großen Hoffnungen Anlass. Das Abschlusskonzert des hochklassigen Fortbildungsseminars im Hobbacher Schullandheim übertraf alle Erwartungen. Selbst Anfänger sind nach Ansicht ihrer Dozenten über sich hinaus gewachsen, wenn es um die Bewertung ihrer Soli geht.

Immerhin haben die 63 ausgewählten Zwölf- bis 18-jährigen Holz- und Blechbläser aus 370 unterfränkischen Musikvereinen bis zu zehn Stunden täglich geübt, um das anspruchsvolle Programm in den Griff zu bekommen. Die Gesamtleitung hatte Bezirksdirigent Jürgen Weyer aus Neustadt an der Saale. Dem 32-jährigen Musikpädagogen und Solotrompeter ging es nicht nur um das intonationsreine und homogene Zusammenspiel im Großen Orchester, sondern auch um Ensemble-Vorträge.

Franz Schuberts Militärmarsch Nr. 1 führte ein aus Hörnern und Tuben bestehendes Oktett unter der Leitung von Tanja Domes auf, während George Bizets berühmte »Habanera And March Of The Toreardos« aus dessen Oper »Carmen« 17 Klarinetten und Querflöten dank der intensiven Vorbereitung durch Tanja Domes sehr sauber bliesen. Bei dem einfühlsamen Bachchoral »O Jesu Christ, mein Lebenslicht« und der etwas missglückten Kantate Nr. 118 war dagegen nur Blech im Spiel. Bei dem Choral bestach vor allem das Trompetensolo von Weyer, der gleichzeitig die Leitung hatte. Es ist beileibe kein Beinbruch, wenn wegen Bachs schwieriger Polyphonie die jungen und ehrgeizigen Musikerinnen und Musiker bei der Kantate an ihre Grenzen stießen.

Für großes Schmunzeln sorgten fünf Schlagzeuger, die auf selbstgebastelten Schlagzeugen aus Pappkartons das Stück »Boxing Day« von Wolfgang Reifeneder humorvoll präsentierten. Das von Weyer ebenfalls geleitete Große Orchester beeindruckte durch die harmonische Wiedergabe und weitgehende Notentreue der vorwiegend amerikanischen Kompositionen. Das farbige Tongemälde »Southwinds« von Douglas Court kam ausdrucksmäßig gut herüber, desgleichen »Rockseason« des Deutschen Fritz Mensching mit seinen aufputschenden Jazz-Rhythmen.

Festlich und beschwingt klang »Queen in Conzert« (Jay Bocook), und die »Herndon Exaltations« von Robert W. Smith waren voller überraschender Klangbilder und -effekte nebst den dominierenden Klarinetten-Soli. Natürlich gab es für die fetzige Swingnummer von Count Basy »Jumping At The Woodside« begeisterten Applaus.

Für nicht wenige war der vielbeklatschte Auftritt der Big Band vielleicht der eigentliche Höhepunkt der Matinee. Titel, wie »Jogging« (Werner Tauber), »Just Before Midnight« (Howard Rowe), oder das Medley »Beatles Boogie« gingen nicht nur in die Beine, sondern auch wundervoll ins Ohr. Und dabei ist die Band erst während der Bläserwoche zusammengestellt worden. Herrlich der Schmachtfetzen »This Guy?s In Love With You« des unvergessenen Burt Bacharach. Nicht weniger umwerfend schön der Ohrwurm »All The Things You Are« aus der Feder von Jerome Kern.

Bandleader Klaus Hammer hat an dieser zusammengewürfelten Truppe ein kleines Wunder vollbracht. Das große Finale endete im Beisein von Werner Höhn, dem Bezirksvorsitzenden des Nordbayerischen Musikbundes von Unterfranken, mit dem brillanten »Einzug der Plagiatoren« von Siegfried Bethmann für Großes Orchester. Die Komposition besteht aus 32 bekannten Märschen und ist eine reizende musikalische Persiflage.

Wolfgang Tulaszewski