Musiker verwöhnten ihre 500 Zuhörer

Jubiläumskonzert ein schönes Geschenk zum 80-jährigen Vereinsbestehen

Main-Echo, 02. April 2003

Sulzbach. Die Blasmusik am Untermain hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Ein Beispiel dafür: der Musikverein »Edelweiß« Sulzbach, der am Sonntag ein grandioses Jubiläumskonzert in der Main-Spessart-Halle geboten hat. Hier stimmte einfach alles: Ein ausverkauftes Haus, die farbenfrohe Dekoration, und die Musik der Nachwuchsbläser sowie des Symphonischen Blasorchesters begeisterten die rund 500 Konzertfreunde mehr als zwei Stunden lang.

Einen gelungenen Auftakt erwischten die 31 jungen Leute des Jugendblasorchesters. Dirigent Winfried Rehse hatte – dem Leistungsstand entsprechend – zwei nicht allzu schwierige Stücke mit den Kindern einstudiert. Es war schon beachtlich, wie dynamisch und schwungvoll der Rock-Titel »The Final Countdown« der Gruppe »Europe« dargeboten wurde und wie das originale Blasmusikwerk »Irish Dream« (Kurt Gäble) den Reiz der grünen Insel in ruhigen, sinnlichen Tönen beschrieb.

Mit einer solch begeisterungsfähigen Jugend ist es möglich, ein Symphonisches Blasorchester aufzubauen, das dann an der Reihe war. Im ersten Teil standen Originalwerke aus verschiedenen Ländern Europas auf dem Programm. Es waren allesamt schöne Beispiele für Folklore-Musik, die den hohen Leistungsstand des Sulzbacher Orchesters belegen sollten.

Zunächst war da der Marsch »Seventeen come Sunday« aus der Feder des Briten Ralph Vaughan Williams. Das Stück stammt aus der »English Folk Song Suite«, die mittlerweile zu den Standardwerken großer Blasorchester geworden ist. Zum Freispielen war der Marsch genau richtig: Mit flottem Tempo ausgestattet, mit einer schönen Melodie versehen, lief das Stück locker und leicht durch die verschiedenen Register des Orchesters. Bereits hier war es deutlich zu hören, was den Reiz der Symphonischen Sulzbacher Blasmusik ausmacht: ein variabel besetzter Holzsatz, der erheblichen Anteil am weichen Gesamtklang hat, unterstützt von Blechbläsern, die effektvoll in den Stücken hervortreten und ein Schlagwerk, das nicht nur mit Pauken und Stabspiel interessante Akzente setzen kann.

Weiter ging die musikalische Rundreise mit der »Casual Suite in Es« des Südtirolers Lorenzo Pusceddu (Anm. des Webmasters: Hier hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen, denn Herr Pusceddu kommt von Sardinien). Das Werk belegt mit seiner Vielfältigkeit von kraftvoll über lieblich bis hin zu tänzerisch, dass Symphonische Musik auf keinen Fall langatmig und schwer durchschaubar sein muss. Genauso galt dies für den »Mährischen Tanz Nr. 7« von Frantisek Manas, den die Sulzbacher originalgetreu mit effektvollen Wechseln in Rhythmik, Dynamik und Tempo intonierten.

Ins Schwärmen kam Moderator Dietmar Rehse, als er die »Greek Folk Song Suite« von Franco Cesarini ankündigte. Er hatte Recht: Es war das wohl eindrucksvollste Werk des gesamten Abends – nahezu zehn Minuten spannungsgeladene Musik, hervorragend vorbereitet vom Dirigenten Winfried Rehse. Äußerst konzentriert wurde der diffizile 7/8-Takt im Eingangssatz gemeistert, fast geheimnisvoll das »Stu Psiloriti« mit interessantem Xylophon und schließlich der mitreißende Teil »Vasilikos tha jino«, der im Stile eines Sirtaki komponiert war. Wiederum gelungen, allerdings nicht so gehaltvoll wie die Werke davor: die »Brookshire Suite« von James Barnes.

Dann waren schöne Beispiele aus der Unterhaltungsmusik an der Reihe. Hier sind zunächst einmal die prächtigen Bearbeitungen von Johan de Meij zu nennen. »James Bond 007« und »Moment for Morricone« gehören wegen ihrer faszinierenden Melodien und des gelungenen Arrangements bei vielen Blaskapellen zu den Lieblingswerken. In Sulzbach wurden die Stücke nicht nur einfach »heruntergespielt«; Winfried Rehse hat mit seinen Musikern die gegensätzlichen Stimmungslagen der Stücke vorbildlich herausgearbeitet. Aggressive Töne werden so im Stück über den Geheimagenten mit den ruhigen Passsagen kontrastvoll verbunden, bei den Westernmelodien wird besonderer Wert auf die Gegensätzlichkeit von rasant und bedrohlich zu leise und geruhsam gelegt. Dies galt auch für das Medley »The Beauty and the Beast« und der Ballade »The Circle of Life« aus dem Film »König der Löwen« mit der Musik von Elton John.

Die Sulzbacher schafften stets den gekonnten Wechsel zwischen Spannung und Entspannung – schließlich auch beim Solo »Drei fidele Klarinetten« (Walter Franz) mit Lisa Mühleck, Maria Rehse und Anke Waßmer. Das Publikum bedankte sich mit nicht enden wollendem Applaus für die brillante Leistung, mit der sich die Musiker wohl das schönste Geschenk zum 80. Geburtstag des Vereins bereitet haben.

Thomas Grein