Mit reifer Technik

Wunschkonzert des Sulzbacher Musikvereins

Main-Echo, 30. Oktober 2002

Sulzbach. In der Blasmusikszene sind Marsch, Polka und Walzer zwar nicht out, doch sie werden zu Gunsten der konzertanten Musik aus den Sektoren Musical, Filmmusik, Folklore und Pop zurückgedrängt. Diese Tendenz wurde am Sonntag beim Wunschkonzert des Musikvereins »Edelweiß« auch von Sulzbacher Blasmusikfreunden und Gästen belegt.

Konzertmoderator Dietmar Rehse sieht diesen Wandel, basierend auf dem Erfolg amerikanischer Film- und Musicalkomponisten und der Hinwendung zur Popularmusik, als gutes Zeichen: Die Jugend werde im Lernprozess nicht mehr nur mit Chorälen und Sakralmusik konfrontiert. Zeitgenössische holländische und deutsche Komponisten schlössen sich dieser Entwicklung an.

Zum achten Mal hatte der Musikverein zum Wunschkonzert eingeladen und die gut besuchte Schulaula war ein geeignetes Forum für Jugendkapelle und großes Blasorchester. In bunter Folge eines ausgewogenen Mix‘ von Märschen, Walzern, Polkas und konzertanten Stücken bestritt die Blaskapelle den ersten Teil des Konzertes und stimmte die Zuhörer auf die große Wunschliste ein. Sie gab einen Einblick in die gegenwärtige Arbeit des Vereins. Das Ensemble verfügt über ein breites Repertoire, das ständig erweitert wird.

Hohes Tempo, fulminantes Forte
    Für das Frühjahr ist ein großes Stuhlkonzert vorgesehen. Zwei Auszüge für diesen Auftritt wurden bereits mit der Filmmusik zu James Bond 007 und dem dritten Satz der Suite »Greck Folk Song« (Anm. des Webmasters: Dieses Stück nennt sich »Greek Folk Songs«) sehr engagiert dargeboten. Das gilt sowohl für die kontrastreiche, melodisch-wechselvolle, Dissonanzen-beladene Bond-Musik wie für die völlig andere, folkloristisch und tänzerisch geprägte Musik der griechischen Suite, die mit hohem Tempo und fulminantem Forte endete.

Im Mittelteil des Konzertes stellte sich erneut die aus 28 Buben und Mädchen bestehende Jugendkapelle mit vier Titeln eindrucksvoll vor. Die Nachwuchsarbeit wird im Verein groß geschrieben. Mehrere Mädchen der Kapelle haben in den vergangenen Tagen erfolgreich ihre D1- und D2-Prüfung absolviert.

Unter der umsichtigen, doch auch fordernden Stabführung von Dirigent Winfried Rehse bewältigte die Jugend die Vorgaben zur Freude der Zuhörer und ihrer zahlreich gekommenen Eltern mit betonter Rhythmik und klangreinem Spiel Die Filmmusik »Weg der Sterne«, ein Stück aus dem Musical »Phantom der Oper«, eine Samba und der »Cancan« von Jacques Offenbach waren daher vom Publikum freudig aufgenommene Darbietungen der Jungmusiker.

Marsch als Siegertitel   
Für den Hauptteil des Konzerts konnten die Besucher vorher aus 36 Titeln die für sie zehn beliebtesten Musikstücke auswählen. Bei aller Vorliebe für modernere Rhythmen: Der »Deutschmeister-Regimentsmarsch« ließ sich als Siegertitel nicht verdrängen. Aus dem konzertanten Bereich haben sich gleich fünf Titel durchgesetzt. Mit den Plätzen 5, 6 und 10 waren Polka und Walzer vertreten. Und das Marschsegment belegte drei Titel in den Top ten. Einige Stücke bekamen die gleiche Punktzahl.

Das Blasorchester intonierte mit reifer Technik in allen Bläsergruppen die zehn gewählten Siegertitel, ließ sich von Dirigent Winfried Rehse behutsam und pointiert führen und setzte die Anforderungen auf Rhythmik, Dynamik, Tempowechsel und Charakteristik der Stücke überzeugend um. In dem Wunschtitel »Yakety Sax« (Benny Hill) spielte Christian Kipplinger ein exaktes Saxofon-Solo. Markus Hein brachte sich als Xylophonist in »Zirkus Renz« solistisch in Erinnerung. Er gilt als hoffnungsvolles Talent.

Das Publikum war begeistert und forderte Zugaben, die auch gewährt wurden. Dietmar Rehse sorgte in gewohnter Weise für Information und Überleitung.

L.E.