Jugendmusiktag: Zusammenspiel über Dorfgrenzen hinweg beschert »Heimatklang« eine geglückte 100-Jahr-Feier
Main-Echo, 16. März 2010
Mespelbrunn Abwechslungsreiche Bläsermusik auf erstaunlich hohem Niveau hat am Sonntag den großen Saal im Haus des Gastes über fünf Stunden lang gefüllt. Zum ersten Jugendmusiktag in Mespelbrunn als Auftakt der 100-Jahrfeier des Musikvereins »Heimatklang« mussten Sitzgelegenheiten nachgestellt werden, damit die zeitweise bis zu 400 Besucher Platz fanden.
Böhmisch-mährische Klänge waren zwar auch, aber eher am Rande zu hören. Die Jugend zeigte mit ihren Dirigenten, dass neben Ernst Mosch und den Egerländern auch interessante Arrangements nach ihrem Geschmack begeistern können. Schlummernde Talente gab es nicht an diesem Nachmittag. Alle beteiligten Musiker – mit weit über 50 Prozent jungen Damen – waren äußerst aufgeweckt.
Die Kapellen aus dem Hutzelgrund (Leidersbach bis Sulzbach) (aus Sulzbach waren unser Schülerorchester sowie die Bläserklasse 2007 unter der Leitung von Andreas Fath mit dabei, Anm. des Webmasters) zeigten, wie Miteinander über Dorfgrenzen hinweg Qualität erzeugen kann. Gleiches gilt für die reifen, astreinen Darbietungen der »Young Brass Generation« (Eschau, Hobbach, Sommerau). Die Muttervereine können stolz auf ihren Nachwuchs sein – vielleicht sogar ein wenig neidisch. »Born to be wild« (Steppenwolf), die Familie Feuerstein, Eric Clapton und Abba lieferten neben 19 weiteren Stücken die Hits. Das große Mitklatschen kam bei »Auf der Vogelwiese sitzt der Hans« (Jugendkapelle Soden) in den Saal.
Die »Jungen Mespelbrunner« des gastgebenden Musikvereins »Heimatklang« ernteten mit der Eigenkomposition ihres 18-jährigen Mitspielers Philipp Roth »Unterm böhmischen Himmel« großen Beifall. Die Titanic, Michael Jackson, und Frank Sinatras »Strangers in the Night« zeigten, was eine gut geschulte Formation zu leisten vermag.
Erst seit Weihnachten 2008 spielt die Jugendkapelle Wintersbach zusammen. Ihre Beiträge waren durchweg kurz, aber ausgefeilt. Beethoven, Karibik und Japan, Slow Rock mit Rhythm and Blues standen sich nicht im Weg. Da ist in der Zukunft noch etwas zu erwarten.
Noten muss man lesen und auf seinem Instrument in Musik umsetzen können. Das klingt banal, ist aber schwer und setzt beständiges Üben voraus. Wenn dann noch eine feine Dynamik das gespielte Stück zum Genuss für den Zuhörer machen soll, ist hohe Musikalität gefordert. Dazu haben besonders die Schlagzeuger aller acht Kapellen einen wichtigen Beitrag geleistet. Rhythmussicher und kreativ gaben sie ihren Bläserkollegen stets den notwendigen Halt.
Glanzpunkte gab es viele an diesem Nachmittag. Den Höhepunkt setzten zum Schluss die »Young Stars« der Wiesthaler Werkvolkkapelle (Kreis Main-Spessart). Anspruchsvolle Arrangements, die Kunst der leisen und schmiegsamen Tongebung, bewusst eingeflochtene Dissonanzen und fetziger Sound waren ein Genuss und machten die Zugabe »The Lion sleeps tonight« nötig. Dem »Heimatklang« ist der Auftakt zum 100. Jubiläum eindrucksvoll gelungen.
Friedbert Kunkel