Geschenke und Glückwünsche: Feierlichkeiten 125 Jahre Feuerwehr
Main-Echo, 16. September 2005
Sulzbach. Brände sind zur Nebensache geworden für die Feuerwehren. In Sulzbach machen gerademal zehn Prozent der Einsätze aus. Das erfuhren die Gäste der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen der Wehr am Wochenende.
Eine Großübung mit den Nachbarwehren aus Soden, Dornau, Ebersbach, Leidersbach, Rossbach und Hausen markierte am Samstag den Start der Jubiläumsfeier. 89 Floriansjünger, unterstützt von vier Helfern der BRK-Bereitschaft Sulzbach waren am Bauhof in der Spessartstraße eingesetzt.
Kommandant Michael Panocha erläuterte den Zuschauern die einzelnen Übungsteile. Während das Gebäude 1 mit Abstellplätzen für Fahrzeuge und Anhänger als unkritisch eingestuft wurde, war Gebäude 2 teilweise kritisch. Hier sind Schlosser- und Schreinerwerkstatt untergebracht, Späne, Lacke und Lösungsmittel ein Brandrisiko. Als kritisch angesehen wurde Gebäude 3 mit Abstellplätzen für Fahrzeuge, einem Dieseltank sowie Fässern für Altöl und Altbatterien. Vom Balkon der Hausmeisterwohnung musste eine Familie mit zwei Kindern über die Drehleiter in Sicherheit gebracht werden. Rauch hatte den Fluchtweg durchs Treppenhaus abgeschnitten. Nach dem Gottesdienst am Sonntagvormittag marschierten Fahnenabordnungen der Vereine unter den Klängen des Musikvereins Edelweiß zum Feuerwehrgerätehaus.
Pfarrer Norbert Geiger segnete einen Versorgungsanhänger, ein Rettungsboot sowie einen Gabelstapler. Er betonte, dass der Segen nicht für die Fahrzeuge bestimmt sei, sondern für die damit helfenden Frauen und Männer.
Anforderungen enorm gewachsen
Kommandant Michael Panocha stellte fest, dass Sulzbachs Bevölkerung und damit die Anforderungen in den vergangenen Jahren enorm gewachsen seien. Brandeinsätze seien mit einem Anteil von zehn Prozent fast zur »Nebensache« geworden. »Somit hat der Name Feuerwehr eigentlich seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Denn es gibt kaum noch eine Not- oder Gefahrensituation, wo nicht auf das Mädchen für alles zurück gegriffen wird.«
Die Einsätze verlangten Kenntnisse als Ersthelfer, Seelsorger, Berater, Straßenkehrer, Hilfspolizist, Forstarbeiter, Metallarbeiter, Schreiner, Imker, Kraftfahrer, Elektriker? Dieses Spektrum sei nur mit der »Motivations- und Glücksdroge Helfen« zu bewältigen, so Panocha.
»125 Jahre Feuerwehr in Sulzbach stehen für 125 Jahre Sicherheit«, so Bürgermeister Hermann Spinnler. Nicht ohne Stolz erwähnte er, dass in den drei Ortswehren (Sulzbach, Soden, Dornau) 114 Frauen und Männer im aktiven Dienst seien, und dass 42 Jugendliche einen Großteil ihrer Freizeit für die Ausbildung aufwendeten.
Aus der Feuerwehr, die lange Zeit nur Brände löschen konnte, habe sich in den vergangenen Jahrzehnten eine »universelle Eingreiftruppe« entwickelt, die kompetent und schnell unterschiedlichste Gefahrensituationen bewältigen müsse. Für die Jugendarbeit überreichte Spinnler einen Briefumschlag mit »Fördermitteln«.
Landrat Roland Schwing wies der Sulzbacher Feuerwehr eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Ortes zu. Sie sei Sicherheitsgarant vor Ort, auf den stets und rund um die Uhr Verlass ist. »Die Freiwillige Feuerwehr ist nicht irgendein Freizeitclub, um Spaß zu haben, sondern sie ist im Rahmen von Ausbildung und Einsatz ein echter Knochenjob – der natürlich Freude macht.«
Feuerwehrdienst sei in gewisser Hinsicht auch ein Hobby, bei dem man sich jedoch verpflichte, für die Allgemeinheit präsent zu sein.
Helmut Gesierich