Vom Spiritual bis zum Zirkusspektakel

Die »Edelweiß«-Aktiven und Sängerin Anna Müller sorgten für musikalische Genüsse

Main-Echo, 02. Mai 2001

Sulzbach. Dräut der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden, und streut er Eis und Schnee umher – es muss doch Frühling werden!« Mit diesem Gedicht eröffnete Dirigent Dietmar Rehse, der auch durchs Programm führte, am Sonntagabend das Konzert des Musikvereins »Edelweiß«, dessen 45 Aktive ihren Teil dazu beitrugen, dass es lenzte – zumindest in der voll besetzten Aula der Schule. (Anm. des Webmasters: Hier ist dem Main-Echo ein kleiner Fehler unterlaufen. Unser Dirigent heißt natürlich Winfried Rehse und nicht Dietmar Rehse.)

Zu Anfang gab es Stücke der »absoluten Blasmusik«. Blues-Variationen von Jacob de Haan waren zu hören – von leicht beschwingt über getragen bis zum Ausklang in Dur. »Zwei leichte Präludien« von Klaus-Peter Bruchmann schlossen sich an, in denen Motive variantenreich von den verschiedenen Instrumenten dargeboten wurden. Das Saxophon-Ensemble wagte sich mit dem schwermütigen »Nobody Knows The Trouble I’ve Seen« (von Zbysek Bittmar) an die »schwarze Musik« der amerikanischen Negersklaven.

Ein gekonnt interpretierter musikalischer Dialog durch »Lesungen aus der Bibel« (Saxophon) und Reaktionen der Gemeinde (Blasorchester) entwickelte sich, und bei den anschließenden »Spiritual Contrasts« von Harold L. Walters glänzte wieder das einfühlsam musizierende Saxophon-Ensemble. Verspielt präsentierte sich »The Pink Panther« – ein Teil aus der Jazz-Musik von Henry Mancini und bekannter Ohrwurm aus der gleichnamigen Fernsehserie. Er animierte zum Mitschnippen.

In »Elisabeth – The Musical« von Michael Kunze (arrangiert von Johan de Meij), wird das Leben der österreichischen Kaiserin »Sissi« musikalisch aus der Sicht ihres späteren Mörders dargestellt. Das Stück beginnt mit Dissonanzen; die sich entwickelnde variantenreiche Musik endet in einer dichten Klangfülle, die den Tod der Kaiserin symbolisiert. Für den Dirigenten und sein Ensemble bedeutete gerade diese Aufführung eine Herausforderung, die sie – nach intensiven Proben vorab – gut meisterten.

Der zweite Teil des Abends galt mehr der leichten Muse. Den Auftakt machte James Curnow mit »Under Three Flags«; drei völlig unterschiedliche, typische Musikstücke aus den USA (sehr lebhaft), der Schweiz (heroisch) und England (belebt) wurden miteinander verbunden. Wie ein roter Faden durchzogen dabei Themen aus Beethovens »Freude schöner Götter Funke« die Stücke, die so zu einer Einheit »verschweißt« wurden. Mit viel Applaus wurde die Gesangsleistung der Solistin Anna Müller aus Pflaumheim bei »My Heart Will Go On« von James Horner (aus dem Kinofilm »Titanic«) bedacht.

Man sah sie förmlich in die Arena einziehen, die Gladiatoren, im Marsch von Julius Fucik: ein Bravourstück fürs gesamte Orchester. Nun wurden die Zuhörer in den Zirkus entführt: Beim »Manegenzauber« von Manfred Gätjens interpretierten verschiedene Instrumente Clowns, Jongleure, Seiltänzer sowie den Zirkusdirektor (Markus Rehse) – ebenso »Störenfriede« wie schreiende Papageien und stampfende Elefanten. Ein musikalischer Spaß, der dem »Edelweiß«-Ensemble höchste Konzentration und Präzision abforderte. Ein Pumuckl hielt abwechselnd Schilder »Applaus« oder »Stopp« hoch; das Publikum folgte den Kommandos nur zu gerne.

Tosenden Beifall erntete Nachwuchstalent Markus Hein für sein virtuoses Xylophon-Solo »Erinnerungen an Zirkus Renz« von Gustav Peter – sofort war eine Zugabe fällig. Die erbat das dankbar applaudierende Publikum auch von Winfried Rehse und seinem Ensemble sowie von Anna Müller, die für einen genussreichen Abend gesorgt hatten.

helge