Musik und Licht als Fenster zur Seele

Konzert: Blasorchester Sulzbach bietet Gesamtkunstwerk

Main Echo, 11. November 2013

Sensible Lichtregie, stimmungsvolle Einblendungen, und ein glänzend aufgelegtes symphonisches Blasorchester mit einem überzeugenden Dirigenten Winfried Rehse boten in Sulzbachs St. Margareta ein Gesamtkunstwerk für Auge und Ohr. Foto: Heinz Linduschka
Sensible Lichtregie, stimmungsvolle Einblendungen, und ein glänzend aufgelegtes symphonisches Blasorchester mit einem überzeugenden Dirigenten Winfried Rehse boten in Sulzbachs St. Margareta ein Gesamtkunstwerk für Auge und Ohr.
Foto: Heinz Linduschka

Sulzbach:  Manchmal macht der Jubilar sich und seinen Gästen das schönste Geburtstagsgeschenk: Am Sonntag war das so, als das Symphonische Blasorchester Sulzbach anlässlich des 90. Geburtstags des Musikvereins Edelweiß den rund 600 Zuhörern in der voll besetzten Pfarrkirche St. Margareta ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk schenkte und sie nach minutenlangen »Standing ovations « mit glücklichen Gesichtern in die Nacht entließ.

»Musik. Fenster zur Seele « lautete der Titel des intensiven einstündigen Konzerts, für das die Fenster der 60 Jahre alten Kirche die »Anstöße « lieferte. Die farblich interessanten Darstellungen in strenger Abstraktion aus der Werkstatt des Obernburger Kunstmalers Richard Reis wurden mit sensibel gewählten Kompositionen in Töne umgesetzt. Die Einblendungen auf der großen Leinwand im Chorraum, dazu die intensiv und mit mitreißender Spielfreude präsentierten Stücke der 50 Musiker sorgten im Kirchenschiff bei vielen Zuhörern für Gänsehaut: so harmonisch, so differenziert und so souverän erklangen die anspruchsvollen Werke aus drei Jahrhunderten.

Zauberhafte Klangfarben
Der Klang zauberte bruchlos alle Facetten der Dynamik und der Klangfarben scheinbar mühelos ins Kirchenschiff, Einsätze und Ãœbergänge, ließen keine Wünsche übrig, und eine bewundernswerte Präzision mischte sich ideal mit großer Spielfreude. Winfried Rehse wirkte mit seiner spürbaren Musikbegeisterung ansteckend auf Orchester und das Publikum, dirigierte mit fließenden Bewegungen und strahlte doch stets große Präzision aus. Seine Musiker dankten ihm das mit einer makellosen Leistung und mit einer Klangfarbe, die alle Farben der Einblendungen zu einem Gesamtkunstwerk abrundete und die Zuhörer tief beeindruckte. So kann Musik zu einem intensiven Gottesdienst werden.
Mit Jan van der Roosts »Prima Luce « brach gleich am Beginn des Konzerts das Licht kraftvoll durch die Wolken – stimmungsvoll abgerundet durch die einfühlsame und facettenreiche Lichtregie im Chorraum. Getragen und erhaben zogen bei Holsts »Jupiter Hymne « die Himmelskörper visuell über die Leinwand und akustisch durch das Kirchenschiff, während zunächst zarte, harmonische Flötentöne Juraj Filas ’ »Feurige(n) Engel « einleiteten, um dann im wahrsten Sinn des Worten in »Pauken und Trompeten « den Zorn Gottes in Töne zu fassen. Programmmusik vom Allerfeinsten bot Bert Appermonts »Arche Noah «, das die biblische Geschichte in Musik formte und nacherzählte.

„Gänsehaut-Musik“
Das Alte Testament, Thema der ersten vier Titel, ist eine Fundgrube spannender, dramatischer Geschichten, die Rehse und seine Musiker glanzvoll in Töne fassten. Das Neue Testament, Thema der zweiten Konzerthälfte, vermittelt eher Stimmungen und Gefühle, lässt das Neue nachvollziehen, das mit Christus auf die Erde gekommen ist. Mit zwei Schlusschören aus Bachs Weihnachtsoratorium bewiesen die Sulzbacher, dass diese »Kult-Musik « von einem symphonischen Blasorchesters als »Gänsehaut-Musik « zelebriert werden kann. Rehse gab kurzfristig seinen Dirigentenstab an Markus Hein ab, denn er wurde als Solotrompeter für die virtuosen Passagen gebraucht.
Fünf weitere Sätze rundeten das glanzvolle Konzert stimmig ab, wobei Teg Huggens »Dona nobis pacem « mit dem Solotrompetenpart von Alexander Sommer in Mittelgang ein idealer Abschluss war. Ein Beifallsorkan belohnte alle Mitwirkenden sowie Moderator Markus Rehse, der mit seinen Zwischentexten das Sahnehäubchen lieferte. Er übergab Pfarrer Norbert Geiger einen Scheck des Musikvereins Edelweiß Sulzbach für die Baukosten des neuen Jugendzentrums – ein weiteres Geschenk des Jubilars am eigenen Festtag an den Markt und an die Pfarrgemeinde.

Heinz Linduschka