Mit Gefühl, Akzenten und Präzision

Einheimische Musikgruppen beseistern mit ihrem Auftritt zur Konzertwoche

Main-Echo, 02. Dezember 2004

Sulzbach. Eine Benefizveranstaltung bestritten einheimische Musikgrupppen am Sonntag im Rahmen der Konzertwoche. In der vollen Margaretenkirche wurde ein breit gefächertes Programm aus Romantik, Folklore, Gospel und Moderne geboten.

Mit drei A-capella-Sätzen bestritt der gemischte Chor des »Sängerkranzes« den Auftakt; er schaffte durch den sakralen Gesang sofort Zugang zur besinnlichen Vorweihnachtszeit. Dem fünfstimmigen »Ehre und Preis« (Johann Sebastian Bach) folgte, nur vom Frauenchor vorgetragen, ein gefühlvoll interpretiertes »Hebe deine Augen« aus »Elias« von Felix Mendelssohn-Bartholdy in feinem Pianissimo. Doch bei allen Meriten, die sich der engagierte Chor und sein Leiter Karl-Heinz Wissel in der Vergangenheit erworben haben: Auch ein Ensemble mit hoher Gesangskultur sind in der Bewältigung von Höhenlagen und in Sachen Dynamik Grenzen gesetzt – so bei Anton Bruckners »Ave Maria«.

Glänzend disponiert stellte sich Dirigent Winfried Rehse mit seinem Jugendblasorchester vor. Es erfreute mit zwei Sätzen aus dem Konzert für Saxofon und Orchester von Andre Waignein – feines Zusammenspiel, exakte Einsätze. In dem im klassischen Stil komponierten Werk bewährte sich die junge Alt-Saxophonistin Franziska Richter mit sauberer Soloeinlage. In dem munteren Stück hatte das Ensemble das wiederkehrende Motiv variiert herausgearbeitet. Auch das melodiöse und echohafte »Dona nobis pacem« von Ted Huggens gefiel durch feine Wiedergabe und durch die Solotrompeten von Julian Höcker und Alexander Sommer. Schließlich begeisterte das Orchester mit Elton Johns Welthit »Can you feel the love tonight«.

Mit feinem A-capella-Gesang beteiligte sich die Aschaffenburger Gesangsgruppe »Vocaholic«. Fünf junge Sängerinnen entfalteten einen vierstimmigen Sound mit wechselhafter Akzentuierung und bestechender Präzision. Gefühlvoll und rhythmisch intonieren sie Songs aus der amerikanischen Pionierzeit, darunter »The Rose« und »Evening Rise«.

Spielerische Leichtigkeit
Unbekümmert musizieren gehört zum Motto des rein italienischen Kinderchors »Piccolo Coro«, der von dem Aschaffenburger Antonio Bandello geführt wird und schon mehrfach Gottesdienste gestaltete. Drei italienische Weihnachtslieder trug er mit spielerischer Leichtigkeit vor. Erstaunlich das selbstsichere Auftreten der Solisten, die elektronisch verstärkt wurden; Begleitmusik aus dem Lautsprecher war dem Chor eine Hilfe.

Die Sulzbacher Schoppensänger unter der Leitung von Werner Durschang bestätigten ihren Ruf, technisch ausgereiften Gesang abzuliefern. Die Melancholie der russischen Seele wurde besonders bei »He-uchla« erlebbar. Das Volkslied »Die zwölf Räuber« bestach durch Harmonie. Bei »Octenas«, dem russischen »Vater unser«, gefielen Geschmeidigkeit und differenzierte Ausdeutung mit einem abrupt endenden Schwellton.

Eine gewaltige chorische Entwicklung haben die Paul Singers seit ihrem ersten Auftritt genommen. Sie haben sich Gospels und Spirituals verschrieben. Dirigent Paul Nerz (Anm. des Webmasters: Korrekt lautet der Name „Merz“) versteht es, diese Musik mit einem starken Potenzial an Frauenstimmen umzusetzen. Des Publikum war vom swingenden Rhythmus und vom Wechselgesang erfasst.

Bekannt ist das Spiritual »Wade in the water«. Ebenso gefiel das synkopierte »Halleluja, Salvation und Glory«. Vielen bekannt ist auch das im Staccato-Rhythmus vorgetragene »When the saints go marchin‘ in«. Paul Merz begleitete den Chor am E-Piano.

Zum Genuss wurde der Vortrag von »The Gospel Train«, bei dem Paul Singers und Schoppensänger fusionierten. Stürmischer Applaus war der Dank der Zuhörer.

Der Abend klang aus mit meditativen Texten zum Advent von Pfarrer Norbert Geiger und dem gemeinsamen Adventslied »Wachet auf«. Der Überschuss aus dieser Veranstaltung wird für die Heizung der Pfarrkirche verwendet.

Lothar Eisenträger