Jubiläumskonzert mit Johan de Meij

Musikverein Edelweiß Sulzbach feiert 85-jähriges Bestehen

Bayerische Blasmusik, Januar 2008

Das sinfonische Blasorchester und das Jugendblasorchester des Musikvereins Edelweiß Sulzbach.
Das sinfonische Blasorchester und das Jugendblasorchester des Musikvereins Edelweiß Sulzbach.

Der Musikverein Edelweiß Sulzbach aus dem unterfränkischen Kreisverband Miltenberg feiert 2008 sein 85-jähriges Bestehen. Höhepunkt des Jubiläumsjahrs wird am 9. März ein Konzert mit dem bekannten Komponisten und Arrangeur Johan de Meij als Gastdirigent sein.

Eine im Rathaus gefundene Rechnung von 1889 gibt einen ersten Anhaltspunkt für die Existenz einer Blasmusikkapelle in Sulzbach. Doch sollte es noch über 30 Jahre dauern, bis sich 1932 offiziell der Musikverein Edelweiß Sulzbach gründete. Heute steht der Musikverein Sulzbach mit einem sinfonischen Blasorchester, einem Jugendblasorchester, einem Schülerorchester, einer Blockflötengruppe, zwei Bläserklassen sowie mehreren Gruppen in der musikalischen Früherziehung gut da. Mit 121 Nachwuchsmusikern und 59 Kindern in der Früherziehung muss man sich keine Sorgen um die Zukunft machen.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt aber, warum man sich beim Musikverein Sulzbach nicht auf diesen Lorbeeren ausruht: 1963 drohte dem Verein fast das »Aus«, als mehrere aktive Mitglieder, unter ihnen der damalige Dirigent Julius Singer, verstarben. Nachwuchsbläser waren bis auf wenige Ausnahmen nicht vorhanden. Nur die Gründung einer Jugendkapelle konnte den Verein retten. Der Verein hatte damals lediglich 97 Mitglieder und die Kosten für Instrumentenbeschaffung und Reparaturen überstiegen die vorhandenen Mittel. Nur mit Mühe konnte dies über Spenden und Zuschüsse bewältigt werden. Der persönliche und finanzielle Einsatz trug gute Früchte: 1966 bereits errang die Jugendkapelle bei einem Wertungsspielen in Sand am Main einen 1. Rang.

Weitblick bewiesen
Man hatte dazugelernt und ließ in der Folgezeit nicht nach, sich in der Jugendarbeit zu engagieren. Weitblick bewies der damalige Dirigent Dietmar Rehse, der erkannte, dass man neue Wege in der Musik finden musste, um die traditionelle Blasmusik weiter pflegen zu können. »Allein mit Märschen, Walzern und Polkas sind Jugendliche nur schwer zu begeistern.« Man erkannte, dass sich die Jugend über moderne Blasmusik aber auch wieder an die traditionelle Blasmusik heranführen lässt. So begann Rehse, eine Mischung aus konzertanter, moderner und traditioneller Blasmusik zu pflegen und formte damit aus der Blasmusikkapelle ein sinfonisches Blasorchester. 1996 übernahm Winfried Rehse den Dirigentenstab von seinem Vater. Auch er arbeitet seitdem daran, nicht auf dem erreichten Niveau zu verharren, sondern dieses zu steigern.

Aus der großen Zahl von Nachwuchsmusikern ergeben sich auch spezielle Anforderungen an das Vereinsmanagement. Im Musikverein hat man darauf reagiert, indem man einen eigenen Bereich »Bläserjugend« geschaffen hat, der sich gezielt um die Jugendarbeit kümmert. Dazu gehört auch, neue Ausbildungskonzepte auf Tauglichkeit zu überprüfen. So wurde beispielsweise vom Musikverein Sulzbach als erstem Verein am Bayerischen Untermain das sehr erfolgreiche »Bläserklassen-Konzept« eingeführt. Im April 2006 wurde dem Musikverein Edelweiß Sulzbach für seine hervorragende Jugendarbeit der »Junior-Award« der Nordbayerischen Bläserjugend verliehen.

Natürlich legt der Verein großen Wert auf das Ablegen von Leistungsprüfungen und auf die Teilnahme an den weiterführenden Maßnahmen des NBMB: Mitglieder des Musikvereins waren Gründungsmitglieder des 1988 entstandenen Nordbayerischen Jugendblasorchester, und auch heute noch spielen Bläser in diesem Orchester mit.

Die Bemühungen haben sich gelohnt: Inzwischen hat das sinfonische Blasorchester seinen festen Platz in der Oberstufe gefunden und konnte beim Wertungsspielen in Heroldsbach das Prädikat »mit ausgezeichnetem Erfolg« erringen. Auch das Jugendblasorchester überzeugte in Gerbrunn beim Wertungsspiel in der Mittelstufe mit dem Prädikat »mit ausgezeichnetem Erfolg«.

Man sollte aber nun nicht glauben, dass der Musikverein Sulzbach ein elitärer Club für Möchtegern-Spitzenmusiker wäre. Der Verein legt Wert darauf, dass die musikalische Leistung nicht das ausschlaggebende Kriterium dafür ist, ob jemand im Orchester mitspielen kann. Viel wichtiger ist es, inwieweit sich jemand auch sonst in den Verein mit einbringt: An Hochleistungsmusikern, die nur zu Proben und zu Konzerten erscheinen, bei Ständchen und Prozessionen aber mit Abwesenheit glänzen, besteht kein Interesse. Zudem legt der Musikverein Wert darauf, bei seinen Konzerten nur im Notfall auf die Verstärkung von Musikern von außerhalb zurückzugreifen, zum Beispiel wenn es zu krankheitsbedingten Ausfällen kommt. Ansonsten gilt: Wo Musikverein Sulzbach draufsteht, ist auch Musikverein Sulzbach drin.

»Das Konzert«
p200801000102Davon können sich alle Besucher des Jubiläumskonzerts am 9. März 2008 überzeugen, wenn Johan de Meij die Sulzbacher als Gastdirigent führen wird. Bei »Das Konzert«, wie die Sulkzbacher ihre jährliche Konzerveranstaltung nennen, werden unter anderem de Meijs Werk »The Wiund in the Willows« sowie seine Arrangements »Phantom der Oper«, »The Woman in White« und »Cats« zu hören sein.

Am 15. Juni steht ein Auftritt bei der Matinee zu den Europa-Tagen der Musik in Volkach an. Eine Serenade sowie ein weiteres Konzert im Oktober, gemeinsam mit dem Sinfonischen Blasorchester Volkach unter Leitung von Bundesdirigent Ernst Oestreicher, runden das Jubiläumsjahr ab.

Auch die Homepage des Musikvereins feiert einen runden Geburtstag: sie wurde vor zehn Jahren zum 75-jährigen Jubiläum eröffnet. Insbesondere das dort vorhandene Musikglossar hat viele Liebhaber gefunden.

Hermann Seitz