Intensives Erlebnis mit kristallklaren Klängen und sanften Tönen

Konzertwoche: Auftakt in Sulzbachs St. Anna Kirche mit dem Symphonischen Blasorchester – Glanzstücke »Carmina Burana« und »Et in Terra Pax«

Main-Echo, 18. November 2009

Ambitioniert: Das Symphonische Blasorchester Sulzbach sorgte in der St. Anna-Kirche für Gänsehaut und stehende Ovationen.
Ambitioniert: Das Symphonische Blasorchester Sulzbach sorgte in der St. Anna-Kirche für Gänsehaut und stehende Ovationen.

Sulzbach Ein Klangerlebnis der besonderen Art erlebten die Zuhörer in der voll besetzten St. Anna Kirche (eigentlich war es die St. Margareta Kirche, Anm. d. Webmasters) in Sulzbach: Das Symphonische Blasorchester Sulzbach machte am Sonntag den Auftakt zur bis 29. November andauernden 11. Konzertwoche, in der hochkarätige Orchester und Solisten unter besten akustischen Bedingungen des Gotteshauses musizieren.

Martialischer »Royal Duke«
Anhand von acht ausgewählten Werken zeigte das Blasorchester Sulzbach die ganze Bandbreite seines Könnens. Einleitend spielte das Ensemble die feierlichen Fanfaren aus der Festoper Libussa von Bedrich Smetana, die in kristallreinem C-Dur prächtig in der Kirche widerhallten. Leidenschaftlich ging es mit dem martialischen Stück »The Royal Duke« des englischen Komponisten Jeremiah Clarke weiter, um als dann zum Meister des Barock, Johann Sebastian Bach, überzugehen. Nach der Kirchenmusik zu »Nun danket alle Gott« erwartete das Publikum sicherlich eines der beeindruckendsten Werke der Musikgeschichte: Carmina Burana von Carl Orff. Mit dem mächtigen Ostinato zu Ehren der Schicksalsgöttin »Oh Fortuna« und dem bayerischen Tanz »Uf dem Anger« spielte das Symphonische Blasorchester die wohl bekanntesten Stücke aus Orffs Lebenswerk.

Plädoyer für den Frieden
Gänsehaut verursachte ebenfalls das »Et in Terra Pax« des zeitgenössischen belgischen Komponisten Jan Van der Roost. Passend zum Volkstrauertag zum Gedenken der Kriegstoten bot das Sulzbacher Orchester ein spektakuläres Plädoyer für den Frieden, bei dem auf eindrucksvolle Weise die gesamte Klangfarbe aller Instrumente zum Ausdruck kam. Bei dem Werk, das auf jeglichen Einsatz von bombastischer Instrumentierung verzichtet, stellt genau dieses Fehlen musikalischer Klangausbrüche hohe Anforderung an die Interpretation, denen das Symphonische Blasorchester bestens gewachsen war. Besonders durch die unruhigen Allegropassagen, die immer wieder von den mahnend gemurmelten Worten »Et in Terra Pax« unterbrochen wurden, wurde die Angst vor erneuter Gewalt gut spürbar. Die bewegende Wirkung wurde von den andächtig lauschenden Zuhörern mit Bravo-Rufen honoriert. Kurz vor dem triumphalen Finale schmetterten die 50 Instrumentalisten das »Jubilate!« von Jacob Haan, um dann beim flott gespielten »Flashing Winds« von Van der Roost« noch einmal alle Blechbläser aufblitzen zu lassen.

Stehende Ovationen
Dass das Hauptorchester des vor über 85 Jahren gegründeten Musikvereins »Edelweiß« anfangs eine einfache Blaskapelle war, merkte man höchstens anhand der Überzahl an Blechinstrumenten und der traditionellen Vereinskleidung. Unter der souveränen Führung von Dirigent Winfried Rehse, der die langjährige Leitung von Vater Dietmar übernommen hatte, hat sich Potenzial und Repertoire des mittlerweile Symphonischen Blasorchesters bis in alle denkbaren Sparten aus der Oberstufe der geblasenen Musik erhöht. Die perfekt intonierten Interpretationen und das breite Klangspektrum dieses ambitionierten Orchesters wurde vom Publikum mit stehenden Ovationen quittiert. Zum Dank gab es die »Ode an die Freude« aus der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven und Vorspiel und Choral aus »Großer Gott wir loben dich« nach Peter B. Smith als Zugaben.

Sylvia Breckl