Höchstes Lob vom Meister persönlich

»Das Konzert«: Symphonisches Blasorchester Sulzbach probt mit dem niederländischen Star Johan de Meij

Main-Echo, 12. März 2008

Emotionale, aber auch temperamentvolle Arrangements: Der Niederländer Johan de Meij dirigierte das Symphonische Blasorchester Sulzbach - und verteilte zwischen den Werken viel Lob. Foto: Daniela Tiggemann
Emotionale, aber auch temperamentvolle Arrangements: Der Niederländer Johan de Meij dirigierte das Symphonische Blasorchester Sulzbach – und verteilte zwischen den Werken viel Lob.
Foto: Daniela Tiggemann

Sulzbach. »Das Konzert« nannten die Sulzbacher ihr Jubiläumskonzert zum 85-jährigen Bestehen des Musikvereins Edelweiß. Dass es ein unvergleichliches Konzert wurde, dafür sorgten nicht nur die von Leiter Winfried Rehse bestens vorbereiteten Musiker des Symphonischen Blasorchesters Sulzbach. Selbstbewusst hatten sie einen internationalen Star der Blasmusikszene ans Dirigentenpult verpflichtet: den Komponisten und Arrangeur Johan de Meij.

Der Niederländer de Meij hatte sich nicht nur ein ganzes Wochenende für die Proben und das abschließende Konzert Zeit genommen – was dank großzügiger Sponsoren finanziert werden konnte. Der Profi verstand es auch, einen besonders sympathischen Eindruck zu hinterlassen. »Ich habe noch nie eine so gute Jugendkapelle gehört wie die von Sulzbach«, lobte er mit charmantem Lächeln die jungen Musiker, die unter Dirigent Winfried Rehse das Konzert mit zwei modernen Kompositionen einleiteten. Lob gab es auch für das Symphonische Blasorchester, das seit Donnerstagabend zwölf Stunden geprobt hatte.

Die Anstrengung war den Musikern anzumerken. Dennoch: Beschwingt war ihr Klang, perfekt die Intonation und sehr wendig die Einsätze, die der Amsterdamer Musiker deutlich und mit präzisen Abstufungen gab. Die Gelegenheit, die berühmten Musical-Arrangements, die landauf landab von den Bläsern gespielt werden, mal vom Meister selbst gezeigt zu bekommen, nutzten auch viele Musiker und Dirigenten aus anderen Gemeinden und mischten sich unter die mehr als 700 Zuhörer.

„So manche Stelle haben wir erst bei der Probe am Samstag verstanden.“

Markus Rehse, Moderator

Vor sechs Jahren legte de Meij eine symphonische Komposition zu einem seiner Lieblingsbücher vor, dem Klassiker »Der Wind in den Weiden« von Kenneth Grahame. Die Hauptpersonen Ratte, Maulwurf und Kröterich bekamen jeweils ein eigenes Thema, der Kopfsatz behandelt mit einem schlichten ACDC-Motiv den Fluss selbst.

Der Humor, der schon beim Buch bezaubert, findet sich auch in der Komposition. Hübsche Motive, schnelle Stimmungswechsel sowie bunte Vielfalt in Dynamik und Tempo zeichnen die Sätze aus. Viel zu tun gab es dabei auch für die Schlagzeuger, die in einer ausgetüftelten Choreografie schnell zwischen ihren Schlagwerken hin und her wechselten. Voller Witz wurde der quakende Kröterich eingeführt, ein Glanzstück der Posaunen, bis ein Blechschaden mit dem Auto hörbar und fürs Publikum mit Autoteilen auch sichtbar das Vergnügen unterbrach.

Der 55-jährige Johan de Meij ist studierter Posaunist und Dirigent und erhielt mit seiner Symphonie Nr. 1 »Der Herr der Ringe« 1988 internationale Anerkennung. Viel gespielt werden von den jüngeren Blasorchestern auch seine zahlreichen Musical- und Filmbearbeitungen. Abwechslungsreich und voller Effekte sind seine beliebten Arrangements. Dabei fordert er viel von allen Bläserregistern, bedenkt sie aber auch mit schönen solistischen Parts. Selbst bei den ausschweifenden Melodien aus den Musicals von Andrew Lloyd Webber wechselt der Arrangeur schnell in eine vielstimmige, komplexe Verteilung auf viele Instrumente.

In Sulzbach waren drei Musical-Medleys zu hören: Cats, Das Phantom der Oper und Die Frau in Weiß, die de Meij als »der unbekannte Lloyd Webber« bezeichnete. Sehr emotional spielten die Sulzbacher nach der Anleitung des Dirigenten, aber sehr aufmerksam auf die Zäsuren hin. Wunderbare spannungsreiche Soli in perfektem Timing waren von den Saxofonen, zwei Flöten, Oboe, Englisch Horn und Keyboard zu hören, kurz darauf ein Tutti mit ganzer Wucht – langweilig wurde es nie. »So manche Stelle haben wir erst bei der Probe am Samstag verstanden«, berichtete Moderator Markus Rehse von der Mammuttour. Gar nicht hoch genug kann man deshalb die harte Arbeit schätzen, die sich die meist jungen Sulzbacher Musiker zum 85. Geburtstag geschenkt haben – zum Vergnügen gerade auch der Zuhörer.

Daniela Tiggemann