Große Musik für große Klangkörper

Konzert: Symphonische Blasorchester Volkach und Sulzbach vereinen sich in der Main-Spessart-Halle

Main-Echo, 14. Oktober 2008

Ungewohnter Stereo-Effekt: Das große Orchester (rechts) sitzt im Normalfall in der Oper "unsichtbar" im Orchestergraben, während das kleine Orchester (links) auf der Bühne steht und die ablaufende Handlung musikalisch begleitet. Foto: Helmut Gesierich
Ungewohnter Stereo-Effekt: Das große Orchester (rechts) sitzt im Normalfall in der Oper „unsichtbar“ im Orchestergraben, während das kleine Orchester (links) auf der Bühne steht und die ablaufende Handlung musikalisch begleitet.
Foto: Helmut Gesierich

Sulzbach.Das Innere der Main-Spessart-Halle, sonst überwiegend sportlichen Zwecken dienend, hatte am Samstagabend sein Gesicht verändert. Es stellte sich für nahezu drei Stunden als große Konzerthalle dar, erfüllt vom Klangvolumen der beiden Symphonischen Blasorchester (SBO) Volkach und Sulzbach.Nach dem großen Erfolg des Jubiläumskonzerts zum 85-jährigen Bestehen des Musikvereins Edelweiß im Frühjahr bildete die Veranstaltung am Samstag mit mehr als 100 Musikern einen weiteren musikalischen Höhepunkt. Die Feier des Jubiläumsjahres fand damit ihre Fortsetzung.

Nachdem die Volkacher mit einem Paukenschlag und dem Stück »Firework« von Jan an der Roost das musikalische Startsignal für den Abend gegeben hatten, begrüßte Markus Rehse, Vorsitzender des Sulzbacher Musikvereins, die Ehrengäste und über 300 Zuhörer. Den ersten Teil bestritten die beiden Orchester in getrennten Aufführungen, um sich nach einer Pause gemeinsam als musikalisches Kraftpaket zu präsentieren, das von beiden Dirigenten präzise in Takt und Ton geleitet wurde.

Verflochtene Variationen
Nach »Firework« war das Publikum mit »A Portrait of a City« zu einem musikalischen Bummel durch die Weltstadt London eingeladen. Durch hellen Fanfarenklang fühlte man sich in Eröffnungsfeiern Olympischer Spiele versetzt. Ein Arrangement von John Moss, »The Olympics«, machte dies mit ineinander verflochtenen Variationen möglich. Die Lebensgeschichte von Wolfgang Amadeus Mozart (Sylvester Levay) wurde nun sensibel zurückhaltend und kräftig schwungvoll zu Gehör gebracht: ein Spiegel der Person, die sich als Musiker und als Mensch zu entfalten versuchte.

Die Sulzbacher Musiker ließen unter Leitung von Winfried Rehse zunächst die »Cape Fear Chronicles« von Robert Sheldon hören – das Publikum ließ sich von den Klangstrudeln willig mit in die musikalischen Tiefen reißen. Ohne Pause ging es weiter in die Gewölbe der Pariser Oper zum »Phantom of the Opera« von Andrew Lloyd Webber.

Nur zusammen spielbar
Nach einer Pause konnten die Gäste das mit Spannung erwartete Zusammenspiel der beiden SBOs als ein großes Orchester erleben. »Mainschleife meets Mainmuschel« bildete mit mehr als 100 Musikern auf der etwa 120 Quadratmeter großen Bühne denn auch den absoluten Höhepunkt des Abends. Ernst Oestreicher und Winfried Rehse dirigierten mal abwechselnd, mal gemeinsam.

Bereits bei der Planung des außergewöhnlichen Arrangements hatten die beiden Dirigenten bewusst Werke ausgewählt, die für beide Orchester alleine in dieser Form nicht spielbar sind, oder solche, die durch eine große Anzahl von Musikern erst an Reiz gewinnen. Den Beweis dafür erlebten die Besucher hautnah und klanggewaltig mit dem Krönungsmarsch aus der Oper »Der Prophet« (Giacomo Meyerbeer) und dem Finale des zweiten Akts aus der Verdi-Oper Aida. Auch die beiden Klassiker »Oregon« (Jacob de Haan) und »Moment for Morricone« (Ennio Morricone) verfehlten ihre Wirkung beim Publikum nicht. Der Lohn waren stehende Ovationen am offiziellen Ende des Konzert, die von den Orchestern mit zwei Zugaben beantwortet wurden.

Helmut Gesierich