Drei Böllerschützen für Gefechtslärm

Konzert Jugend- und Symphonisches Blasorchester Sulzbach begeistern mit ihrem „Konzert 2009“

Main-Echo,01. April 2009

Sulzbach Offenkundig sollte „das Konzert 2009“ etwas Besonderes sein. So wünschte es sich der Musikverein Edelweiß – und so war es dann auch.

Zuerst überraschte das 33-köpfige Jugendblasorchester durch sein hohes Niveau. Erstaunlich, mit welcher Präzision und mit welchem Elan Alfred Bösendorfers anspruchsvolles Tongemälde „Scandinavia“ unter der straffen Leitung von Winfried Rehse aufgeführt wurde. Hier spürte der Hörer den Pulsschlag der nordischen Menschen, die stillen Fjorde und den Zug der Rentiere. Auch „A Klezmer Karnival“ des in London gebürtigen Briten Philip Sparke gelang dem prächtigen Bläsernachwuchs vorzüglich, wobei das folkloristische und tänzerische Element besonders gut herauskam.
Wie gut muss dann aber die erste Garnitur, das Symphonische Blasorchester des Traditionsvereins, sein, mochte so mancher denken. Winfried Rehse, der auch die „Großen“ leitet, fiel nicht nur durch sein energisches und souveränes Dirigat auf. Man merkte ihm gleich den Vollblutmusiker an, der sein Orchester und seine Partitur im Griff hat.

Konzertsuite hat es in sich
Die dreisätzige Konzertsuite Nr. 1 in F des noch relativ jungen Würzburger Tondichters Wolfgang M. Heinrich hatte es in sich und wollte erst einmal bewältigt werden. Doch hier gab es keine Schwierigkeiten. Nach dem getragenen, feierlichen Präludium folgten die bewegten Reflexionen des Werks, die in den Marsch übergingen, wobei der erhabene sinfonische Charakter des Stücks stets bewahrt blieb. Blech und Holz gingen jeder Phase nach, die Rehse sublim herausarbeitete.
Nach dieser eher klassischen Eröffnung konnte das Ensemble Sepp Tanzers gewaltige romantische Tonschöpfung „Tirol 1809“ in allen ihren Nuancen auskosten. So ein österreichischer Bauernaufstand gegen die Unterdrückung durch Franzosen und Bayern ist doch ein herrlicher Stoff für eine solche Tondichtung. Tanzer war nun einmal einer der ganz großen Blasmusiklegenden unseres Nachbarlandes.
Er ist den Ursachen des Befreiungskrieges minutiös nachgegangen und schildert Aufruhr, Entscheidungsschlacht, Sieg und Dankgebet in glühenden musikalischen Farben. Takt für Takt fängt Tanzer die bedrückte Volksstimmung und den Unmut der Massen ein und entlädt ihn in dramatischen Passagen von Hass und Leidenschaft, lässt bei dem Schlachtgetümmel sogar Liedfetzen der „Marseillaise“, der französischen Nationalhymne, erklingen. Auch der großartige Dirigent entwickelt einen erfreulichen Sinn für realistische Stimmungen und setzt in der Halle drei Böllerschützen zur Unterstützung des Gefechtslärms ein. Es war wirklich ein herrliches musikalisches Spektakel. Bewundernswert die Disziplin der 43 Musiker.
Zu den weiteren musikalischen Leckerbissen des Abends in der Main-Spessart-Halle gehörten „Highlights from Chess“ aus dem gleichnamigen Musical, eine 1965 komponierte „Serenade“ des Engländers Derek Bourgeois, eine Kostprobe aus „Der Herr der Ringe“ von Johan de Meij und der bekannte Marsch aus „Die glorreichen Sieben“ von Elmer Bernstein.
Bei den Glanzlichtern des Musicals „Chess“ war besonders das solistische Potential des Blasorchesters gefragt. Hier gab es vorzügliche Horn-, Flöten-, Klarinetten- und Saxophon-Soli der leider ungenannten Künstler. (Es waren dies Johannes Sommer, Stefanie Gado, Maria Withelm, Franziska Richter, Andreas Hock sowie Karin Siemund an der Oboe, Anm. des Webmasters) Auch Kesselpauken sind bei solchen Konzerten nicht gerade die Regel. Durch das Programm führte Markus Rehse.

Wolfgang Tulaszewski