Kreismusikverband: Ensemble für Jugendliche kann sich gerade so am Leben erhalten – Musiker mehrfach belastet
Main-Echo, 23. November 2009
Mömlingen 77 Prozent aller Mitglieder sind unter 27 Jahren, heißt es in der Statistik des Kreismusikverbandes Miltenberg. »Unsere Musik ist attraktiv für die Jugend«, schlussfolgerte daraus Kreisvorsitzender Walter Zöller im Bürgerhaus von Mömlingen, wo der Kreisverband am Samstag seine Jahresversammlung hatte.
Mit fünf Mitgliedsvereinen aus Klingenberg, Trennfurt, Mömlingen, Sulzbach und Bürgstadt stellt der Kreisverband 503 musizierende Mitglieder innerhalb des Nordbayerischen Musikbunds (NBMB). »Das beweist, dass wir große und spielstarke Vereine haben und der Bevölkerung Blasmusik auf hohem Niveau nahe bringen«, deutete Zöller die Zahlen. Die Mitgliederzahl habe sich vor allem aufgrund der Fusionen der beiden Mömlinger Kapellen sowie des gewachsenen Mitgliederstammes bei den Jugendlichen erhöht. Während andere Musikvereine in der Region über Nachwuchsmangel klagten, verzeichneten alle Mitgliedsvereine bis auf Klingenberg einen Zuwachs unter den Jugendlichen bis 27 Jahre.
Mario Albrecht auf Platz zwei
»Wir sind stolz auf die Kontinuität und musikalische Qualität der Musikveranstaltungen.« Mit diesen Worten verwies Zöller auf die erzielten Musikerfolge: Alle fünf Mitgliedsvereine veranstalteten in diesem Jahr ihre eigenen Jahreskonzerte, Wettbewerbe und Serenaden. Höhepunkt waren das Mitwirken des Musikvereins »Edelweiß« Sulzbach am Benefizkonzert des Rotary Clubs Obernburg sowie der zweite Platz des 14-jährigen Mario Albrecht beim Solo-/Duo-Wettbewerb in München. Überhaupt, so Zöller weiter, stehe die Ausbildung für Jugendliche im Kreisverband an erster Stelle. Die staatlichen Zuschussbeträge würden komplett in die Aus- und Weiterbildung investiert, erklärte er. So wolle man sich auch im nächsten Jahr weiterhin für die Ausbildung der Jungmusiker einsetzen und das Leistungsabzeichen »D Junior« einführen. Vor allem die Kurse D 2 und D 3 seien wichtig, »da auf diesem Level die musikalischen Führungspositionen der jungen Generationen in den Vereinen aufgebaut werden«, sagte der Kreisvorsitzende, der in diesem Zusammenhang der »kontinuierlichen Arbeit« von Kreisdirigent Jürgen Spall dankte. Außerdem stünden wieder zahlreiche Konzerte und Musikfeste auf dem Plan, ein weiterer Höhepunkt werde die Teilnahme am kammermusikalischen Wettbewerb in Volkach sein, so Zöllers Ausblick auf 2010.
Zur Reputation des Verbandes
Problematisch sahen die anwesenden Verbandsmitglieder die Sicherung des Fortbestands des noch jungen Jugendblasorchesters (JBO) Churfranken: »Die angemeldeten Jugendlichen wollen in einem Auswahlorchester spielen, das zur Reputation des Verbandes beiträgt«, plädierte Zöller für das JBO. Dagegen spreche allerdings, dass sich das JBO mit 40 konstant spielenden jugendlichen Musikern gerade so am »Leben« erhalte. »Wenn die Jugendlichen aus Sulzbach nicht mitmachen, ist das JBO Churfranken zum Scheitern verurteilt«, sagte Zöller. Markus Rehse, stellvertretender Kreisjugendvorsitzender, erwiderte, dass es nicht an mangelndem Interesse liege. »Die Jugendlichen sind durch Schule und Orchesterproben für den Musikverein stark belastet.« Kreisvorsitzender Zöller schlug vor, einige Projektorchester aus dem Landkreis Miltenberg für das JBO Churfranken zu gewinnen. CSU-Landtagsabgeordneter Berthold Rüth, der stellvertretender Präsident des Musikverbandes Untermain ist, versprach, für die Idee zu werben.
Herausforderung Jugendschutz
Zum hochbrisanten Thema Jugendschutz in Vereinen hatte sich der Kreisverband Fachreferenten aus dem Landratsamt Miltenberg und von der Polizei eingeladen. Dabei ging es insbesondere um die Frage, mit welchen Gesetzen die Ausrichter von Musikveranstaltungen konfrontiert sind.
Steger: »Vorbildfunktion«
»Musikvereine haben eine bestimmte Verantwortung und Vorbildfunktion für Jugendliche«, sagte Thomas Steger. Der Leiter der Koordinationsstelle für Suchtprävention im Landratsamt verwies auf eine Checkliste für öffentliche Festveranstaltungen. Auch Joachim Hofmann von der Polizeidienststelle Obernburg appellierte an den Wert vorbildlicher Jugendarbeit und machte auf hohe Bußgeldstrafen bei Verletzung des Jugendschutzgesetzes aufmerksam. Bei Polizeikontrollen werde unter anderem der Alkoholausschank an Minderjährige überprüft.