Symphonisches Blasorchester des Sulzbacher Musikvereins interpretiert nicht nur Edvard Griegs »Peer Gynt«
Main-Echo, 28. März 2007
SULZBACH. Edvard Griegs Sinfonien zu Peer Gynt und Blasmusik – wie kann das zusammengehen? Am Sonntagabend wurde in der Main-Spessart-Halle beim Konzert des Sulzbacher Musikvereins dokumentiert, dass es eine motivierte und musikalisch gut eingestellte Blaskapelle durchaus mit einem von reichlich Streichinstrumenten flankierten Sinfonieorchester aufnehmen kann.
Zu Recht bezeichnet der Musikverein Edelweiß seine Kapelle als symphonisches Blasorchester. Dies ließ sich am Sonntagabend nicht nur an der Musikliteratur erkennen. Die Interpretation der Stücke war musikalisch so ausgefeilt, dass dem Zuhörer vor Ergriffenheit zuweilen die Spucke wegblieb. Hoch konzentriert und einfühlsam wurden die Instrumente eingesetzt. In das harmonische Zusammenspiel flossen brillante Soli und wechselnde Einsätze der Instrumentalgruppen ein wie auf der einen Seite Flöten, Klarinetten, Oboe und Fagott und auf der anderen Seite hohes und tiefes Blech sowie die Schlaginstrumente. Dirigent Winfried Rehse agierte einfühlsam und mit ausdrucksstarker Körpersprache. Beim Andante ging er in die Knie, während der beim Allegro fast zu doppelter Körpergröße heranwuchs.
Klangvoller Krönungsmarsch
Beim ersten Stück des über zwei Stunden dauernden Programms glänzten Jugendblasorchester und symphonisches Blasorchester gemeinsam. Eine kleine Bläsergruppe von einem Dutzend Musikern hatte sich auf der Empore versammelt und ging mit dem restlichen Orchester auf der Bühne in den Dialog. So gewann der festlich tönende Krönungsmarsch aus der Oper »Der Prophet« von Giacomo Meyerbeer an Klangfülle.
Unterbrochen wurden die Musikstücke durch die Ansagen von Dietmar Rehse. Er erklärte die musikalischen Feinheiten und die historischen Hintergründe der Werke. Hin und wieder ließ er auch einen philosophischen Gedanken in seine Moderation einfließen. Ein Glanzstück hatte der erst 22-Jährige Markus Hein unter dem Pseudonym »Marc Dumoulin« mit seiner Komposition »Oe«verture abgeliefert. Zu Ehren seines Förderers Ernst Oestereicher, dem Bundesdirigenten des Nordbayerischen Musikbundes, hatte der Sulzbacher ein ergreifendes Orchesterwerk komponiert. Dietmar Rehse bezeichnete es als »absolute Musik«, was der Feder des Nachwuchskomponisten entflossen war. Das Orchester war bei der Interpretation der schwierigen Klangfolgen und wechselnden Rhythmen im Höchstmaß gefordert. Es bestand die Aufgabe meisterlich.
Nachwuchssorgen hat der Sulzbacher Musikverein offensichtlich nicht. Mit dem Jugendblasmusikorchester ist schon jetzt eine sehr leistungsstarke Kapelle in die Fußstapfen des Erwachsenenorchesters getreten. Perfekt in Dynamik und Rhythmik setzten die Musiker die Stücke »Celebration Overture« von Kees Vlak und »Celtic Ritual« von John Higgins um.
Walt-Disney-Melodien
Neben »Apalachian Ouverture« von James Barnes, »Titanic« von Stephan Jaeggi, »Oregon« von Jacob de Haan und einer Zusammenfassung von Melodien aus dem Walt-Disney-Film »Der Glöckner von Notre Dame« bewies das Blasorchester mit der Interpretation zu Edvard Griegs »Peer Gynt«-Suite Nummer 1 über den Bergkönig, auf eindrucksvolle Weise sein Können. Zwei gemeinsam mit dem Jugendblasorchester gespielte Zugaben – ein spanischer Marsch von Ferrer Ferran und der »Kaiserjagermarsch« von Karl Mühlberger – beschlossen den genussreichen Abend.
Ruth Weitz