»Best of Musikverein« spiegelt gewandelten Geschmack
Main-Echo, 27. Oktober 2004
Sulzbach. Bei der Blasmusik wandelt sich der Publikumsgeschmack. Dies wurde beim Wunschkonzert des Musikvereins am Sonntag bestätigt. Der hatte 35 Märsche, Polkas und Konzertstücke zur Wahl gestellt. Das Publikum entschied sich für acht konzertante Titel für die »Best of Musikverein«. Lediglich der Marsch-Klassiker »Alte Kameraden« und der Walzer »Böhmischer Wind« (Ernst Mosch) konnten sich noch mit gleicher Stimmenzahl als Neunter und Zehnter in die Charts retten.
Zum zehnten Mal hatte der Musikverein zu seinem Wunschkonzert eingeladen. Das Sinfonische Blasorchester stellte sich in 45-köpfiger Besetzung und in allen Registern klar disponiert vor. Es agierte auf die Anweisungen seinen souverän und gestalterisch leitenden Dirigenten Winfried Rehse sauber in der Intonation, effektiv in Rhythmik und Dynamik. Das Ensemble war konzertiert im Einsatz und entfaltete dank instrumentaler Besetzung ein weiches Klangbild.
Im Vorprogramm stellte sich der erst elfjährige Alexander Sommer mit seiner Trompete als Solist vor. Seine exakt durchgespielten Passagen innerhalb des »Coburger Marsches« bewiesen sein außergewöhnliches Talent. Vier junge Klarinettistinnen erfreuten die Zuhörer in dem lustigen »Klarinettenmuckl« mit einer virtuosen Wiedergabe ihres Parts.
Mit der Ankündigung der Siegertitel war auch die Schulaula fast voll besetzt. Der Marsch »Alte Kameraden«, schwungvoll aufgespielt, ist nach wie vor beliebt. Einen ähnlichen Stellenwert bei den Älteren hat auch der Walzer »Böhmischer Wind«. Im oberen Mittelfeld rangierte die Filmmelodie »Fluch der Karibik« von Klaus Badelt. Eine teils hymnenhafte, getragene Melodienfolge, die das Orchester sehr sensibel und in unterschiedlichem Tempo vortrug. Einige Titel mussten die Rangfolge bei gleicher Stimmenzahl teilen. »Moment for Morricone« (Johan de Meij) begeistere als Filmmusik wegen ihrer schönen Melodienbögen. Entsprechend engagiert hat sie das Orchester auch umgesetzt.
Elton Johns »Circle of Life« ist bereits Kult. Einen Beifallsbonus erhielt Jungmusiker Markus Hein, der mehrere Instrumente spielt. Sein Xylophonsolo in »Erinnerungen an Zirkus Renz«, virtuos gespielt, in der Wiederholung mit hohem Tempo, spülte ihn auf Rang drei.
Als Newcomer hat sich die Filmmusik »Out of Africa« von John Barry rasch durchgesetzt und sofort Platz zwei belegt. Ein betont rhythmischer Titel; nachgeahmte Buschtrommeln und Fanfarenklänge erinnerten an Afrika. Exakte Tempiwechsel zeichnen die Komposition aus. Die hohen Blechbläser waren dominant im Einsatz.
Freude am Musizieren spürten die Zuhörer beim Siegertitel »Jesus Christ – Superstar«. Ein gewaltiges Musicalwerk schöner Melodien mit wiederkehrendem Leitmotiv. Die Zuhörer dankten mit reichlich Beifall. Das Orchester revanchierte sich mit Zugaben.
Lothar Eisenträger