Musikverein »Edelweiß« Sulzbach begeistert Publikum in der Main-Spessart-Halle
Main-Echo, 15. März 2005
SULZBACH. Gibt man in der Internet-Suchmaschine Google musikalische Fachbegriffe wie pizzicato oder giovale ein, so kann es durchaus sein, dass man auf den Seiten des Musikvereins Sulzbach (MVS) landet. Genauer gesagt auf den Seiten des vereinseigenen Musikglossars, das nicht nur ausführlich, sondern auch detailliert informiert. Dass die MVS’ler aber nicht nur in den neuen Medien und in der Musiktheorie topfit sind, sondern auch in der musikalischen Praxis, bewiesen sie am Sonntagabend mit ihrem Konzert in der Main-Spessart-Halle.
Mit »das Konzert« hatten die Verantwortlichen dem musikalischen Ereignis einen sehr schlichten Titel gegeben. All jenen Musikliebhabern, die weder das Jugendblasorchester noch das Symphonische Blasorchester des Vereins, noch dessen guten Ruf kannten, dürften in Erwartung eines schlichten Konzerts ihr blaues Wunder erlebt haben. Denn das Konzert war alles andere als schlicht.
Es sollen hier nicht die in der Musikkritik zu Floskeln geratenen Metaphern »brillantes Feuerwerk« und »Schwindel erregender Melodienreigen« bemüht werden. Denn damit würde man den Sulzbacher Musikern nicht gerecht werden. Was vor allem das »erwachsene Orchester« bietet, ist symphonische Blasmusik auf höchstem Niveau und mit allen Aspekten, die dazu gehören: von Märschen bis hin zu Big-Band-Klängen. Weder Tempi noch Rhythmus oder Stimmungswechsel innerhalb eines Stücks schienen den Musikern unter Leitung von Winfried Rehse Probleme zu bereiten.
Dementsprechend abwechslungsreich war auch das Programm: Musik aus Filmen wie »Fluch der Karibik«, mit der das Jugendblasorchester eindrucksvoll sein Können bewies, Klassik, wie die Hymne und der Triumphmarsch aus Verdis Aida, Musical-Melodien wie das Medley aus Starlight-Express, das mit Gänsehaut-Garantie gespielt wurde.
Das Symphonische Blasorchester zeigte keinerlei Berührungsängste und schreckte auch nicht vor allseits bekannten Stücken wie Carl Orffs Carmina Burana oder Abbas Dancing Queen zurück, die schätzungsweise jeder Dritte zu Hause auf CD besitzt und ein dementsprechend perfektes Spiel mit eben solcher Interpretation gewohnt ist. Doch die Sulzbacher brauchten keinen Vergleich zu scheuen, wie der frenetische Beifall nach jedem Stück bewies.
Selbst Bürgermeister Hermann Spinnler war so begeistert, dass er nach der ersten Zugabe spontan das Mikrofon ergriff und Musikern und Publikum seine soeben getroffene »einsame Entscheidung« mitteilte: »Ich erlasse euch die Hallengebühr.« Zwei von beiden Orchestern gemeinsam gespielte Stücke beendeten einen wunderbaren Abend mit wahrlich ausgefallener Blasmusik.
Nina-Anna Beckmann