Benefizkonzert: 50 Jungmusiker sorgen in der Bürgstadter Mittelmühle für strahlende Gesichter
Main Echo, 07. Mai 2013
Bürgstadt: Strahlende Sonne vor der Halle, strahlende Gesichter in der Mittelmühle. Der Zweite Vorsitzende des Vereins Lebenshilfe, Klaus Ottenbreit, konnte sich über rund 300 Zuhörer freuen.
Das sechste Benefizkonzert des Vereins Lebenshilfe im Landkreis Miltenberg am Sonntagnachmittag in Bürgstadt war ein voller Erfolg und bewies so ganz nebenbei, dass über Inklusion kein Schlagwort bleiben muss, sondern ganz konkret gelebt werden kann.
Das Programm strahlte Spielfreude und Optimismus aus und steckte das Publikum schon nach wenigen Minuten mit seiner Mischung aus musikalischer Qualität und guter Laune an. Die festliche Intrade gab den Ton vor: Unter der Stabführung von Winfried Rehse leiteten die rund 50 Jungmusiker von Edelweiß Sulzbach und der Fränkischen Rebläuse Bürgstadt so ein, dass sie malerisch verteilt in der Mittelmühle für eine Art Quadro-Live-Sound sorgten.
Beseelter Saitensprung
Dann war die Gruppe Saitensprung an der Reihe und bewies mit ihrem beseelten Auftritt, zu welchen Leistungen Musiker mit geistiger Behinderung im Zusammenspiel in Lage sind. Unter der einfühlsamen und empathischen Leitung von Walter Ottenbreit-Stoß und Jutta Oberle trieben die jungen Frauen und Männer mit ihren Instrumenten den Winter aus und begrüßten mit stimmungsvollen Weisen des 16.Jahrhunderts den Frühling, stimmten eine witzige Melodie über den Räuber von »Omborch « an, die sie mit Gestik und Mimik wirkungsvoll untermalten, und reisten musikalisch nach Schweden, nach Russland und nach Lettland. Riesenbeifall und »Zugabe «-Rufe bewiesen, wie gut diese Beiträge beim Publikum ankamen, und die fröhlichen Gesichter auf der Bühne machten klar, dass Musik tatsächlich Lebensfreude pur sein kann. Nur zwei Gesamtproben hatten die Jungmusiker aus Sulzbach und Bürgstadt, nachdem sie von ihren Dirigenten Winfried Rehse und Bernd Hofmann auf ihren Auftritt vorbereitet worden waren. Und der Auftritt ließ keinen Zweifel daran, dass zwei Proben reichen, um 50 junge Frauen und Männer zwischen 11 und 18 Jahren aus zwei verschiedenen Jugendblasorchestern zu einer harmonischen Einheit zusammenzuschweißen, die unter dem Dirigenten Winfried Rehse ein Programm voller Harmonie und mitreißendem Schwung bot. Der Gast aus Sulzbach begeisterte vor der Pause mit drei anspruchsvollen Sätzen, die mit Schwung und Präzision, vor allem aber auch mit den »sahnigen « Ãœbergängen zwischen den verschiedenen Tempi und auch zwischen den einzelnen Titeln aus der Filmmusik »Wizard of Oz « überzeugten.
Klassik und Programmmusik
Im zweiten Teil unterhielten dann die 50 Musiker auf der großen Bühne mit einer schönen Mischung aus Klassik – wie der »L ’Arlesienne-Suite « Bizets – und atmosphärisch dichter Programmmusik kurzweilig und mit vielen Highlights für besonders anspruchsvolle Zuhörer. Bei Armin Kollers »Schmelzenden Riesen « beispielsweise konnte man mitfühlen, wie die Gletscher schmelzen, und in Philip Sparkes »Tijuana Trumpets « gab es Brass-Band-Sound vom Allerfeinsten.
Kunst muss nicht immer das Gegenteil von »Gut gemeint « sein. Beim Benefizkonzert in Bürgstadt gab es beides: Gut gemeinten Einsatz für den Verein Lebenshilfe, der im Landkreis nicht mehr wegzudenken ist, und kunstvolle, anspruchsvolle Musik – was will man mehr?
Heinz Linduschka